Mit 66 Jahren da fängt das Leben an sang er einst, jetzt beweist der große Udo Jürgens, dass auch mit 80 noch lange nicht Schluss ist. Das Österreich-Debüt seiner Mitten Im Leben-Tour wurde gestern (02-DEZ) in der ausverkauften Salzburg Arena zum fast dreistündigen Triumphzug. Die WEGOTIT Kritik.
Die unverkennbaren Akkorde von Aber bitte mit Sahne als Piano-Thema, dann erscheint am riesigen Video-Screen eine Weltkugel. Die Kamera zoomt nach Österreich. „Alles begann im Klagenfurt“ heißt es in riesigen Lettern und dann startet zu Die Welt braucht Lieder ein Komet am Screen seine Weltreise: Wien, Luxemburg (hier gewann er 1966 den Songcontest), Rom, Moskau, Rio, Vegas – hunderte Stationen auf der ganze Welt. Die Spuren einer Weltkarriere. Udo Jürgens unterstreicht schon mit dem Eröffnungs-Song seinen Ausnahme-Status. Bei Alles aus Liebe begrüßt er zunächst seine 5.000 Fans (ausverkauft, Schwarzmarktpreise bis zu 200 Euro), dann Bandleader Pepe Lienhard. In Folge wird er zu aktuelleren Hits wie Was ich gerne wär´ für dich oder Das Leben bist du seine komplette, 30-köpfige Band mit Handschlag begrüßen und vorstellen. Ein Gentleman der alten Schule.
Das Groß der fast drei stündigen Show sitzt er am Klavier. Stimmlich auch mit 80 noch immer perfekt. Das Show-Setup dazu ist gediegen und dem Alter entsprechend: Eine große Video-Wall, wo meist Udo in Nahaufnahme und nur selten Videofilmchen gezeigt werden und weiße Podeste für seine Band. Ein großer Showman braucht kein Brimborium.
Bei Ich will, ich kann – I Can, I Will hat er Dorothea Lorene als Duett-Partnerin mit dabei, dann wird er zu Der Gläserne Mensch, zu dem er am Screen Satellitenbilder von Überwachungskameras zeigt, politisch: „Politik war immer schrecklich, weil mit dem Schicksal von unschuldigen gespielt wird.“.
Mit Immer wieder geht die Sonne auf holt er nach knapp 40 Minuten den ersten Klassiker ins Programm und erklärt dazu seinen Show-Ablauf: „Die alten Songs kommen eh noch. Die Kritiker, die bemängeln, dass es bei mir im ersten Teil keine Hits gibt, haben nicht kapiert worum es in meinen Konzerten geht: Wenn ein Künstler noch ein paar Ideen hat, dann hat er im ersten Teil die Möglichkeit die zu zeigen“ – Riesen Jubel – „Und im zweiten Teil gibts dann die Hits. So funktioniert ein Konzert“ Noch größer Jubel.
Zu Ich bin dafür erzählt er erstmals von Drohbriefen, die seine jüngere Karriere begleiten („Für diesen Text werden sie in der Hölle schmoren“ hieß es da. Es gibt viele Dinge vor denen ich Args habe, doch vor der Hölle habe ich keine Angst, denn die Hölle wird genauso wenig in Erfüllung gehen wie die 72 Jungfrauen bei den Anderen.“) und zur epochalen 10-Minütigen Mini-Symphonie Die Krone der Schöpfung bei dem er auch als Dirigent fungiert, spricht Udo Jürgens seinen letzten großen Lebenswunsch aus: „Ich träume dafür von einem Auftritt bei den Salzburger Festspielen. Ein großes Open Air mitten am Domplatz.“
Nach der Pause setzt er zunächst mit Hautnah, Ich würd’ es wieder tun und der ironischen Selbstbetrachtung Der Mann ist das Problem auf sozial-kritische Denkanstöße. Danach geht’s mit den Worten „Ich würde sie noch ersuchen zwei Songs in Ruhe zuzuhören und erst dann zur Bühne zu stürmen“ und den ersten großen Klassikern Tausend Jahre sind ein Tag und Griechischer Wein in Richtung Grande Finale. „Und nach dem Abendessen sagte er, lass mich noch eben Zigaretten holen geh’n“ – zwei Sätze und ganz Salzburg kennt kein Halten mehr. Zu Ich war noch niemals in New York bei derer die Songzeilen “Wetten, dass?’ geht gleich los” in “Bauer sucht Frau geht gleich los” austauscht, drängen die Fans zur Bühne. Coole Teenies, genauso wie ihre Großmütter. Jetzt ist Stimmung angesagt und Jürgens liefert schmunzelnd-wissend den Party-Soundtrack dazu: den Sinatra-Klassiker New York New York, Ein ehrenwertes Haus, Aber bitte mit Sahne, Mit 66 Jahren. Dazu sorgt er mit dem deutsch-englischen Weihnachtslied Merry Christmas allerseits rund um Songzeilen wie „Shopping hirnverbrannte things and the christmas Glocke rings“ oder „Mama finds under the Tanne eine brand new Teflonpfanne. Papa gets a Schlips und Socken everybody does frohlocken“ für Lacher.
Was für ein Finale, dabei steht das obligate Highlight erst an: Die große Bandemantel-Show! Im weißen Flanell setzt er sich ganz allein als Klavier und spielt los: Merci Chérie, der große Song Contest Hit, 17 Jahr, blondes Haar, Cottonfields („Schauen wir mal wer das noch kennt“), Liebe ohne Leiden – besser geht es nicht. Abgang. In Jeans und Hemd kommt er wieder, wirft den signierten Bademantel ins Publikum und setzt mit Zehn nach elf den fulminanten Schlusspunkt, denn auch mit 80 ist noch lange nicht Schluss!
Das war die Setlist in Salzburg (02-DEZ-2014):
Die Welt braucht Lieder
Alles aus Liebe
Was ich gerne wär´ für dich
Das Leben bist du
Ich will, ich kann – I Can, I Will
Der gläserne Mensch
Der gekaufte Drachen
Ich bin dafür
Immer wieder geht die Sonne auf
Die Krone der Schöpfung
Pause
Hautnah
Ich würd es wieder tun
Der Mann ist das Problem
Tausend Jahre sind ein Tag
Griechischer Wein
Ich war noch niemals in New York
How About You? (Frank Sinatra Cover)
New York, New York (Frank Sinatra Cover)
Ein ehrenwertes Haus
Aber bitte mit Sahne
Mit 66 Jahren
Mitten im Leben
Mein Ziel
Merry Christmas allerseits
Zugaben:
Merci Chérie
17 Jahr, blondes Haar
Cottonfields
Liebe ohne Leiden
Zugabe 2:
Zehn nach elf
