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Springsteen rockte in Paris erstmals fast eine komplette River-Show

33 Klassiker, 3 Stunden und 48 Minuten (!) Konzertlänge und – als Europa-Premiere – doch fast das komplette The River-Album. Bruce Springsteen bestätigte gestern (11-JUL) in der AccorHotels Arena von Paris seinen Ruf als The Boss und war dabei nicht einmal durch einen Stromausfall zu stoppen! Die WEGOTIT-Kritik.

Er gilt ja eigentlich als einer der letzen Musiker mit Handschlag-Qualitäten, doch was die aktuelle The River Tour angeht hat Bruce Springsteen doch ein bisschen geflunkert. „Wir spielen das komplette The River Album aus dem Jahr 1980,“ hat er im Herbst bei der Tour-Ankündigung zum Sensations-Box-Set The Ties That Bind: The River Collection verkündet und vom Tourstart in Pittsburgh (16-JAN) bis zum US-Finale in Brooklyn (25-APR) immerhin 37 US-Konzerte lang Wort gehalten und statt einer Setlist auf Publikums-Zuruf die ersten 21 Songs (Meet Me in the City plus das komplette The-River-Doppel-Album) der Show immer gleich gespielt.

In Brooklyn dann die Wende: „Das ist das letzte Mal dass wir The River live spielen“ erklärte der Boss und stieß dabei vor allem seine europäische-Fans, die doch auch wegen der Ankündigung des komplette Albums die Tickets für die River Show kauften, vor den Kopf.

Und wahrlich: seit dem Europa-Tourstart in Barcelona (14-MAI) ist The River wirklich passé – Springsteen spielte wieder seine legendären, weit über dreieinhalbstündigen Best-Of-Shows – samt dem üblichen Wunsch-Konzert angeregt durch jede Menge Fan-Plakate – und stimmte dabei manchmal gar nur mehr 3 (in Worten: Drei!) The River Songs an.

Gestern (11-JUL) dann die große Kehrtwende! In der AccorHotels Arena von Paris rockte Bruce das erste von nur zwei Hallen-Konzerten (aufgrund der EURO war für den Boss in Frankreich kein Stadion frei) der 28 Auftritte starken Europa-Tour – und lieferte dabei dabei  – als Europa-Premiere –doch fast das ganze The River-Album:  immerhin 15 von 20 Songs! Das Highlight eines Sensations-Konzerts, bei dem Bruce vom Opener Incident on 57th Street, den er solo am Piano anstimmte bist zum Solo-Akustik-Finale Thunder Road unglaubliche 208 Minuten (!) lang seinen Ruf als The Boss festigte.

Von der E-Street-Band rund um die Gitarren-Giganten Little Steven und Nils Lofgren mehr als tatkräftig unterstützt stimmte er vor 16.000 Fans (Schwarzmarktpreise bis 500 Euro) gleich als zweiten Song Reason to Believe an – ein Tourpremiere! Das sollte jedoch nicht die einzige Überraschung eines von Highlights nur so getragenen Sensationskonzerts bleiben: denn nach dem Mitgrölhit Badlands und dem von einem Fan den Bruce vor dem Hotel getroffen hat inspirierten Into The Fire startete er mit The Ties That Bind den längsten The River Run in Europa! Denn bis inklusive You Can Look (But You Better Not Touch) rockte der Boss die ersten 9 Songs des 1980er Kultlabums auf Stoss! Zog dabei zum Überhit Hungry Heart sogar quer einmal durch die Fans.

Gerade als sich ganz Paris langsam dieser Sensation bewusst wurde durchbrach er das River-Set mit Death to My Hometown und dem Tour-Debut von Nebraska in einer ergreifenden Solo-Akustik-Version als I Wanna Marry You Ersatz um mit dem in Paris leicht dissonant interpetierten Titel-Track The River wieder für vier Songs in der River-Chronologie weiter zu rocken. Nach I’m A Rocker, bei dem er schon die ersten Schilder mit Publikumswünschen einkassierte, folgten die nächsten Abschweifer aus dem River-Songfluss: Darlington County und Tougher Than the Rest.

Mit einer Gänsehaut-Version von Drive All Night endet dann der überraschenderweise nicht thematisierte River-Exkurs um die große Hitparade zu starten: Because the Night, The Rising und die Zugaben Jungleland, sowie die aus 16.000 Kehlen mitgegölte und von 16.000 Handys mitgefilmte Überhymne Born to Run.

Bei Ramrod, dem mittlerwiele 15. Song (!) aus The River, dann der große Schreck: Stromausfall! Doch der Boss ließ sich auch davon nicht stoppen. Ganz ohne Verstärker zog er, die Band an Ziehharmonika und Akusti.-Gitarren im Schlepptau, das Ramrod-Thema summend und klopfend quer durchs Publikum. Fast 10 Minuten lang. Der Strom war noch immer weg, also schnappte sich Springsteen ein Fanschild, schrieb in Riesenlettern “5 Minuten”, also der Zeitpunkt wann es wieder Strom geben sollte, darauf und setzte sich zur großen Autogrammstunden an die Bühnenkante. Unpackbar lässig!

Als der Strom wieder zurück war (“Nicht einmal ein kleiner Stromausfall kann die E-Street-Band stoppen”) verzichtete er in Folge auf die Bühnenbeleuchtung und die Vidoeshow um dafür noch weitere 25 Minuten rund um Klassiker wie Dancing in the Dark, Shout, wo ihn Little Steven schon in Elvis-Manier einen Bademantel – mit der Aufschrift “Boss” – um die Schulter legte und von der Bühne begleitete, und Bobby Jean abzurocken. Als Finale einer fast vierstündigen Sensations-Show stimmte Springsteen dann noch eine Akustik-Version von Thunder Road an. Die Show des Jahres – zum Glück, so wie alle anderen Konzerte der Tour, auch als Download erhältlich.

Das war die Setlist in Paris (11-JUL-2016):

Incident on 57th Street
Reason to Believe
Badlands
Into the Fire
The Ties That Bind *
Sherry Darling *
Jackson Cage *
Two Hearts *
Independence Day *
Hungry Heart *
Out in the Street *
Crush on You *
You Can Look (But You Better Not Touch) *
Death to My Hometown
Nebraska
The River *
Point Blank *
Cadillac Ranch *
I’m a Rocker *
Darlington County
Tougher Than the Rest
Drive All Night *
Because the Night (Patti Smith Group cover)
The Rising
Land of Hope and Dreams
Zugaben:
Jungleland
Born to Run
Ramrod *
Dancing in the Dark
Tenth Avenue Freeze-Out
Shout (The Isley Brothers cover)
Bobby Jean
Zugabe 2:
Thunder Road

* The River Songs





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