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Chris Zitta: “Die Zeit war reif für ein Solo-Album!”

Bei Alkbottle sorgt er für raue Gitarren-Töne, solo liefert Chris Zitta jetzt eine Ode an den Austropop. Das Debüt Gestern war gestern (ab 07-SEP) erinnert an die Glanzzeiten von Ambros und Hirsch. Das WEGOTIT-Interview zur Hit-CD und der Live-Premiere in der Szene Wien:

Was sind nach den vielen Jahren mit Alkbottle die Beweggründe jetzt ein Solo-Album zu machen?
Die Zeit war einfach reif dafür. Ich habe durch das viele Reisen so viele Songs angesammelt gehabt und habe die immer wieder im kleinerem Rahmen zum Besten gegeben. Da wurde ich ständig gefragt, wo kann man das haben, denn das sind super-Lier. Oder Wann gibt’s eine CD. Und das war dann die Motivation das durchzuziehen.

Du trittst damit erstmals als Sänger auf. War die schon immer klar, dass du so gut singen kannst?
Eigentlich nicht wirklich. Ich habe mich schon immer wieder mit dem singen beschäftigt und hab auch für Sänger arrangiert oder Chöre übernommen. Dazu habe ich bei meinen Reisen intensiver mit meiner Stimme beschäftigt und das hat sich dann auch entwickelt: so wie ich mein Instrument gelernt habe, habe ich dann auch den Gesang gelernt. Und irgendwann war es dann soweit, dass ich mir gesagt habe: hey, die kochen eigentlich auch nur mit Wasser und warum machst du das nicht selber.

Was sagen die restlichen Alkbottle-Jungs zu deiner Solo-CD?
Die sind alle sehr happy und guter Dinge. Das gefällt ihnen allen sehr gut – sowohl textlich als musikalisch und sie wünschen mir alles nur das Beste. Da gibt es die volle Unterstützung von der Bottle-Family.

Was man ja Keith Richards oder Mick Jagger bei meinem Solo-Album fragt, muss man natürlich auch dich fragen: Ist das das Ende von Alkbottle?
Nein das hat damit überhaupt nichts zu tun. Wir sind seit 28 Jahren einen verschworene Bruderschaft, die manchmal mehr und manchmal weniger aktiv ist. Und ich bin mir sicher, dass auch vom Alkbottle-Lager noch das Eine oder Andere zu hören sein wird. Aber es haben die Zeichen der Zeit der letzten Jahre gezeigt, dass wir einfach einmal eine kurze Pause einlegen sollten, weil zu einem gewissen Grade die Geschichte bereits erzählt ist. Aber das ist defintiv kein Ende. Wir sind nach wie vor beste Freunde.

Musikalisch ist die CD Gestern war Gestern sehr überraschend. Das klingt ja wie guter alter Austropop. Wie Ambros oder Hirsch…
Meine wirklich tiefen Wurzeln liegen auch dort. Weil ich als Kind sehr viel von dieser Musik gehört habe. Das Ambros-Album Es lebe der Zentralfriedhof ist bei mir rauf und runtergelaufen, auch viele Sachen von Georg Danzer oder Ludwig Hirsch. Diese Seite trage ich ganz tief in mir. Nur Anfang der 90er Jahre, wo wir mit Akbottle durchgestartet sind, wollten wir alle jung und heavy sein und da haben wir versucht nur ja nicht musikalisch an diesem Genre anzustreifen, weil das wäre unserem Rocker-Attitude nicht entgegen gekommen. Nur wenn man jetzt ein bisschen älter wird und reflektier, dann kommen natürlich auch diese frühen Wurzeln auch zu Tage. Und das war jetzt bei mir anscheinend der Fall: ich habe das nicht kalkuliert und hatte auch nicht die Idee ein Austropop-Album zu machen sondern habe einfach Lieder geschrieben, die letztendlich so geworden sind. Denn natürlich wollte ich meiner eigenen Band keine Konkurrenz machen und Alkbottle2.0 liefern. Denn diesen Alko-Rock, den wir erfunden haben, macht ja sicher niemand besser als Alkbottle.

Gestern war Gestern – was ist die Story hinter dem Titel?
Es sind viele Songs dieses Albums doch in einer ziemlichen Umbruchsphase meines Lebens entstanden, sowohl privater Natur als auch Bandmäßig. Es hat sich sehr viel geändert. Und für ich ist das ein bisschen wie in Erinnerungs-Zettel: Wenn Dinge vorbeigehen dann soll man sie auch loslassen. Und das hat sich dann als Albumtitel angeboten.

Mit dem Song Brüderlein Trink übst du durchaus auch Sozial-Kritik…
Das ist mir sehr wichtig, denn wenn ich mir überlege dass wir allein im Jahr 2017 27 aktiven Kriege hatten und 68,5 Millionen Flüchtlinge, dann wird mir da eigentlich Angst und Bang bei dem Gedanken und es ist auch für uns Musiker dann doch auch eine Verantwortung diese Dinge zu verarbeiten und nicht immer nur die frohlockende Party-Welt zu zelebrieren.

Das sind Ideen die bei Alkbottle keinen Platz finden?
Das sind eher Dinge die mir persönlich am Herzen liegen und die jetzt bei Alkbottle definitiv keinen Platz gefunden hätten und wahrscheinlich auch nicht sollten.

Du bringst die CD auf einem kleinen Label raus. Weil die Majors nicht wollten?
Ich habe schon in der Demo-Phase mit Majors gesprochen und die haben mir viel Glück gewunschen und dann dankende Absagen erteilt. Aber ich habe mir auch eigentlich nicht wirklich erwartet dass da von der Major-Seite was kommt aber ich wollte auch keinen Schritt unversucht lassen um Partner an Board zu bekommen. Letztendlich hat es fast schon in einer Bürgerinitiative geendet, weil viel langjährige Wegbegleiter und Freunde meinte, wir unterstützen dich und machen das jetzt einfach selber. Es wurde dann eine komplette Eigenproduktion und darüber bin ich eigentlich recht froh.

Der Start einer großen Solo-Karriere?
Wenn es ein Erfolg wird, dann freue ich mich.

Ab wann siehst du es als Erfolg?
Ich bin seit 27 Jahren Musiker und so wie das auch in meinem Song „Gestern war Gestern“ in der einen oder anderen Textzeile anmerke kenne ich sehr hohe Höhenflüge und auch sehr tiefe Täler. Und das liegt manchmal sogar sehr nahe beieinander. Erfolg ist für mich eigentlich schon, dass ich seit sehr langer Zeit das machen kann was ich machen will, nämlich Musik. Und so lange ich der Lage bin meine Träume weiter zu leben und meine Musik weiter zu produzieren dann ist es für mich schon ein Erfolg. Jeder kommerzielle darüber hinaus, jede gekaufte CD, jeder Download, jeder geteilte Link hilft mir natürlich dabei weiter zu machen. Aber am Ende des Tages ist es die Musik die zählt und auf die Konzentriere ich mich auch.

Ein zweites Solo-Album ist also durchaus möglich?
Ja, das ist sogar schon mehr als im Bereich des Möglichen. Ich habe noch einige Songs die ich nicht für diese CD verwendet habe und ich bin auch schon wieder am Schreiben. Dadurch dass ich eigentlich ein bisschen ei n getriebener bin, bin ich ohnedies ständig am Arbeiten. Ich bin mir ziemlich sicher dass es da noch einiges an Output zu hören geben wird.

Heute (05-SEP) steigt die CD-Präsentation in der Szene Wien. Was darf man da erwarten? Auch einige Alkbottle-Songs?
Es wird sehr musiklastig. Es wird das ganze Album präsentiert in einer Setlist die Live-tauglich ist. Es wird eine Mischung aus einer doch relativ brachialen Rock-Show und einer sehr zerbrechlichen Akustik-Show. Alkbottle-Songs sind nicht zu erwarten. Es geht wirklich um das Album. Und zwar um das ganze Album. Ich habe ein wirklich wundervolle Band und wir werden das Album in relativ ausgedehnter Form zelebrieren. Dafür haben wir uns auch ein paar sehr Gitarren-lastige Schmankerln einfallen lassen. Es wird längere Solo-Teile geben, es wird improvisiert werden. So richtig handgestrickte Gitarren-Musik.

Und dann kommt die Tour?
Die Tour ist im Augenblick noch die Schwachstelle. Ich bin jetzt selber dran Konzerte zu organisieren, auch in den Bundesländern. Aber noch ist nix fix. Ich vermute aber, dass sich durch den Gig in der Szene und durch das aktuelle mediale Echo doch der ein oder andere Gig ergeben wird. Ich selbst brenne ja auf das Live-spielen. Ich lebe für das Live-spielen. Der große Vorteil dieses Solo-Programms ist auch dass ich sehr flexibel in der Besetzung bin: ich habe das schon ganz alleine in sehr kleinen Beisln gespielt. Man kann das mit Band spielen und auch auf eine sehr große Besetzung aufblasen. Das macht es auch sehr einfach dieses Album zu promoten, weil ich das ja in jedem Wirtshaus zum Besten geben kann. Die Message wird im wesentlichen transportiert, aber natürlich am liebsten mit Band.




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