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ABBA-Benny: “Gibt keinen Grund für eine Reunion”

Der Song-Contest-Sieg (1974), ein Dutzend Kulthits und 375 Millionen (!) verkaufte CDs. ABBA sind auch 35 Jahre nach dem Band-Ende die größte Band des Pop. Jetzt startet Mastermind Benny Andersson solo durch. Mit der Klassik-CD Piano, auf der er auch ABBA-Hits wie Thank You For The Music covert. Das WEGOTIT-Interview:

Eins mal gleich vorweg: Thank you for The Music
(lacht) Vielen Dank. Ja das höre ich öfter.

35 Jahre nach ABBA bringen sie jetzt ein Piano-Solo-Album. Warum denn das?
Gute Frage, aber es gibt natürlich einen Grund: Ich wollte herausfinden, ob die Dinge aus meiner Musik verschwinden, wenn man den Text und den Gesang rausnimmt. Hat es dann noch immer Substanz? Ist es noch gut genug? Die Song starten ja ursprünglich nur am Piano. Aber niemand außer mir hat sie je so gehört. Bis jetzt. Also dürften sie doch noch Subtanz haben. (lacht)

Ein guter Song ist eben ein guter Song…
Ja. Aber da weiß man erst wenn man ihn derart zerlegt. Und das wollte ich mit dieser CD abchecken. Mich sprechen diese Song auch so pur und fragil noch immer an. Und in diesem Arrangement kann auch schwer sagen ob der Song 1973 oder 2017 geschrieben wurde. Und das finde ich gut.

Warum sind ihre ABBA Songs noch immer so populär?
Ganz ehrlich. Ich habe keine Ahnung. Aber vielleicht weil man merkt, dass wir es immer ehrlich gemeint haben. Dass uns die Songs immer wichtiger waren als der Erfolg. Ich wollte immer nur gute Songs schreiben, sonst nichts.

Sie „covern“ auf der neuen CD auch ABBA-Hits warum?
Ich hatte 40 ABBA-Hits die mich an Piano interessierten. Einige, wie Waterloo, Take A Chance With Me oder Dancing Queen musste ich gleich ausschließen, weil die funktionieren nur mit Band. Der Rest folgt ja vielleicht auf einer weiteren CD.

Gehen sie damit auch auf Tour?
Ich könnte das spielen, aber ich würde mich nie trauen dafür Geld zu verlangen. Dazu sind meine Piano-Kenntnisse zu eingeschränkt. Ich würde nie ein komplettes Konzert ohne Fehler überstehen und das will ich eben niemand zumuten. Also gibt es keine Tour.

Wer ist ihr Publikum? Die ABBA-Fans oder doch auch Klassik-Liebhaber?
Keine Ahnung. Die Hardcore ABBA-Fans werde ich da sicher anhören, weil die kaufen alles was von mir kommt. (lacht). Aber ganz Ehrlich: ich habe keine Ahnung. Ich hoffe natürlich, dass es dafür ein Publikum gibt und wenn nicht ist es auch egal, denn die CD ist ja jetzt schon heraussen.

Warum ist ABBA noch immer so populär?
Ich weiß es nicht. Ich hoffe es ist wegen der Qualität der Songs. Viele davon waren ja wirklich gut. Natürlich hatten wir auch Glück. Z.B. dass auch nach der Band-Auflösung viele unserer Song auch in Kinofilmen verwendet wurden und das Musical Mamma Mia so ein Hit wurde. Das hilft natürlich das Erbe weiter zu tragen.

Und jetzt kommt ja bald die Fortsetzung von Kultfilm Mamma Mia
Ja wir arbeiten bereit daran. Re-Arrangieren die Songs und holen die Schauspieler vor Drehstart zum singen ins Studio. Ab Oktober soll es mit dem Dreh losgehen und die Premiere wird wohl im Juli 2018 sein.

Mit vielen neuen Songs?
Ja alles neue, alte ABBA-Songs. Es gibt, glaub ich, nur ein, oder zwei Hits, die auch schon im ersten Film dabei waren. Der Rest sind andere ABBA-Hits, aber auch die erfüllen den Zweck und erzählen eine Geschichte.

Sind sie mit Björn, Frida und Agnetha eigentlich noch in Kontakt?
Natürlich. Wir sind gute Freunde und treffen uns von Zeit zu Zeit. Alles fein.

Und manchmal singen sie sogar gemeinsam. So wie 2016 bei ihrer großen Benny-Björn Feier…
Da haben je mehr Frida und Agnetha gesungen. Für uns. Und weniger mit uns. Das war wunderbar. Damit habe ich nicht gerechnet.

Warum gibt es eigentlich keine ABBA-Reunion?
Wir haben alle andere Sachen zu tun. Viele Projekte groß oder Klein. Sachen die uns wirklich interessieren. Eine Reunion kam uns deshalb nie in den Sinn. Keinen von uns.

Dabei wurden wurden ihnen Umsummen für eine letzte Tour angeboten …
Aber Geld ist nicht wichtig. Es müsste einen guten Grund geben. Nur mir fällt keiner ein. Wir sind alle 70. Und das ist nicht wirklich ein Alter wo man noch auf die Bühne will. Außer man heißt Mick Jagger. Ich bewundere die Stones wirklich. Die müssen das wirklich aus ganzem Herzen wollen und lieben. Und das kann auch nur der einzige Grund sein: Wenn man die Bühne nicht liebt soll man zuhaue bleiben. Und genau das haben wir getan!

Es steht aber trotzdem eine Tour am Plan: Abba Digital. Eine Virtual-Reality-Show…
Ja daran arbeiten wir jetzt schon über ein Jahr und wenn es wirklich gut genug wird, dann schicken wir das ab Frühjahr 2019 um die Welt. Wir arbeiten aber noch daran und das ist wirklich Zeit-aufwendig: denn die Digitale Version von uns vier muss j wirklich perfekt sein. Aber wir alle vier arbeiten mit Hochtouren daran. Wir wollen eine echte Konzert-Show auf die Bühne stellen: Alles live, echte Band, Tänzer, große Licht-Show. Dazu müssen wir eine Setlist erstellen. Choreographien. Alles so als würden wir wirklich auf Tour gehen. So als wären wir wirklich live auf der Bühne, obwohl wir das nicht sind. Nur unsere Avatare. Sehr spannend, denn das hat noch niemand gemacht. Ich freu mich schon, wenn ich dann im Publikum sitze und mir das anschaue.

Es gibt unzählige ABBA-Tribute-Shows. Was halten Sie davon?
So lange sie den Leuten nicht vorgaukeln, dass sie die echten ABBA sind finde ich das ok. Ja sogar lustig und natürlich auch schmeichelhaft.

Dazu gibt’s auch ein Abba Museum…
Ich bin da gar so nicht involviert, Björn kümmert sich um alles. Ich finde die Idee aber gut: besser jetzt, wo wir noch mitreden können, als nach unserem Tod, wo wir keinerlei Einfluss mehr nehmen können. Aber eigentlich wurden wir dazu schon auch ein bisschen gezwungen.

Auf welche ihrer unzähligen Hits sind Sie am stolzesten?
Da kann ich gar nicht sagen. Das sind so viele. Die haben alle verschiedene Qualitäten. Waterloo, weil damit alle begann, Dancing Queen und natürlich Knowing me, Knowing You oder Chiquitita. Wir hatten schon wirklich verdammte viele Hits.

Was halten Sie eigentlich von der aktuellen Pop-Musik?
Ich höre da noch kaum was. Die Pop-Szene der letzten 10 Jahre interessiert mich fast gar nicht mehr. Alles Einheitsbrei und doch ziemlich seicht. Es gibt nur hin und wieder ein paar Songs und Acts. Adele z.b. oder Lady Gaga. Die klingen zumindest interessant. Aber sonst: Viel Schrott. Deshalb höre ich lieber Klassik. Aber vielleicht hängt das auch mit meinem Alter zusammen.

Schauen Sie eigentlich noch den Song Contest?
Ich schau mir die schwedische Vorausscheidung an. Die ist spannender als der Song Contest. Denn eigentlich habe ich den Song Contest ja nie wirklich gemocht. Das ist ein guter TV-Event hat aber für die Musik immer weniger Stellenwert.

2014 gewann unsere Conchita…
Klar habe ich davon gehört, aber ich habe zu ihr überhaupt keine Meinung. So wie ich außer uns auch zu allen anderen auch keine Meinung habe. Das ist mir völlig egal.



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