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So genial rocken Mumford & Sons an Österreich vorbei

21 Hits, der neue härtere Rock-Sound und ein beeindruckendes Akustik-Set mit nur einem (!) Mikrofon. Mumford & Sons, mit dieser grandiosen WilderMind-Show leider nicht in Österreich zu sehen, rockten sich gestern (18-JUL) in Berlin endgültig in die Oberliga der Stadien-Bands. Die WEGOTIT-Kritik:

Seit 26-JUN (Werchter) rocken Mumford & Sons Europa. Ganz Europa? Nein! Österreich ist leider nicht dabei: Ein erhofftes Frequency-Gastspiel fiel ihrer US-Tour zum Opfer. Für Wiesen, wo sie 2012 als Vorgruppe (!) die Headliner The Kooks lässig-locker an die Wand spielten, sind sie längst zu groß und die Stadthalle passte wohl nicht ins Konzept. Somit ging gestern (18-JUL) der näheste, und – sieht man von den drei August-Festivals in England ab – auch letzte Europa-Stop in Berlin über die Bühne.

Und nicht über irgendeine Bühne, sondern die malerische Waldbühne. Dort wo schon legendäre Konzerte der Rolling Stones (1965 und 2014), Bob Marley 1980), Queen (1982), Barbara Streisand (2007) oder Prince (2010) abgehalten wurden. Ein mehr als passender Rahmen für einen der spannendsten Live-Acts der Gegenwart. Und auch erfolgreichsten: Mumford & Sons verkauften das ehrwürdige Amphitheater in Berlin nämlich gleich zwei Mal restlos aus. Je 22.000 Fans! Dafür schmückten M&S die Waldbühne auch mit Hunderten Gentlemen of the Road Flaggen.

Vom Opener Snake Eyes bis zum Finale The Wolf bewiesen Marcus Mumford, Winston Marshall, Ben Lovett und Ted Dwane dabei, dass zu einem rundum genialen Konzert-Abend nicht unbedingt eine Bombast-Bühnen-Show, sondern vielmehr Herz und Spielfreude gehört. Die Licht-Show war kaum mehr als ein Dutzend Neo-Röhren und dezente aber wirkungsvolle Spots in den Farben Blau, Rot und Gelb. Dafür war die Band eine Klasse für sich.

Mit ehrlicher Herzlichkeit und holprigen Deutsch-Versuchen (“Vielen Danke”) ließ Marcus Mumford als Showman Bono oder Chris Martin alt aussehen. Als Musiker sowieso. Mal rockte er brachialst mit der Stromgitarre (Below My Feet), dann wieder akustisch dezent (The Cave). Und für Lover Of The Light setzte er sich sogar ans Schlagzeug.

Da ging längst die Welle durch die Waldbühne. 22.000 Fans feierten Mumford & Sons als neue große Stadien-Band. Rockten zu I Will Wait heftigst ab, sangen Schmankerl wie Ghosts That We Knew Wort für Wort mit, tanzten bei Little Lion Man den Pogo. “Mein bestes Publikum” streute Mr. Mumford die Blumen und widmete The Cave seinem Bassisten: “Der hat heute Geburtstag”. Riesenjubel und ein spontanes Happy B’day Ständchen. Auch wenn Wikipedia etwas anders behauptet …

Der mit dem aktuellen Album Wilder Mind vollzogene und von vielen verschmähte Weg weg von typischen Banjo-Folk-Sound hin zum Gitarren-Rock wurde live zum absoluten Winner. Klassiker wie I Will Wait, Lover of the Light und erst recht Little Lion Man kamen nun noch knackiger daher.

Trotzdem waren es die ganz ganz sanften Töne, die in Berlin am meisten beeindruckten. Mit “Achtung: leise!” kündigte Marcus Mumford den Akustik-Song Sister an und versammelte dafür seine drei Band-Kumpane um ein einziges (!) Mikrofon. Gänsehaut-Stimmung pur. Mit dem Kult-Satz “Even more Leise” kündigte er dann noch ein zweites Akustik-Schmankerl, Cold Arms, an. Um dann gleich wieder voll abzurocken:

Bei Ditmas sprang er von der Bühne, um die Fans in der ersten Reihe abzuklatschen und nach seinem zweiten Schlagzeug-Einsatz für Dust Bowl Dance ließ er Keith Moon Tendenzen durhklingen und zertrümmerte gleich mal Teile des Schlagzeugs. Abgang!

Als Zugabe gab’s erstmals die Überraschung Monster, dann das übliche Hot Gates und dann noch mal absolutes Vollgas. “Jetzt rocken wir euch die Eier ab” was mit Little Lion Man auch fast gelang. Nach exakt 121 Minuten setzte The Wolf den von feiner Laser-Choreografie begleiteten Schusspunkt. Ein Triumph!

Nicht minder spannend war auch das Vorprogramm: Bear’s Den begeisterten mit dem grandiosen Folk-Pop-Programm Islands samt dem Instant-Hit Agape. Dafür konnten Everything Everything den aktuellen Hype um Get The Heaven nicht so wirklich rechtfertigen: Seelenloser, stellenweise extrem langweiliger Durchschnitts Rock in Pink/Orange-farbenen Gewändern.

Das war die Setlist in Berlin (18-JUL-2015):
Snake Eyes
I Will Wait
Below My Feet
Wilder Mind
Awake My Soul
Lover of the Light
Thistle & Weeds
Ghosts That We Knew
Believe
Tompkins Square Park
The Cave
Roll Away Your Stone
Sister
Cold Arms
Only Love
Ditmas
Dust Bowl Dance
Zugaben:
Monster
Hot Gates
Little Lion Man
The Wolf



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