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So genial ist die Kate Bush Show

Nach 35 Jahren spielt Kate Bush endlich wieder live – über 8 Millionen Fans wollten Tickets, nur 80.000 waren für die 22 Konzerte im Londoner Eventim Apollo aufgelegt. WEGOTIT hatte eines davon! Die Kritik

David Bowies Abschieds-Show als Ziggy Stardust (1973), die sagenumwobene Weihnachtsshow von Queen (1975) oder die Motörhead Live-Aufnahmen für No Sleep ’til Hammersmith (1981). Dazu Club-Gigs von Dire Straits (1988), Prince (2002) oder AC/DC (2003) – das Eventim Apollo (besser bekannt als Hammersmith Odeon) in London war schon Schauplatz legendärster Konzerte. Doch nun stellt eine alles in den Schatten: Kate Bush, die hier schon 1979 ihr bislang letztes Konzert gespielt hat, feiert nun nach 35 Jahren ihr Bühnen-Comeback. Die 80.000 Tickets für die 22 Konzerte (26-AUG bis 01-OKT) waren in nur 15 Minuten ausverkauft. Es gab 8 Millionen Ticket-Anfragen! WEGOTIT war bei der Show am 26-SEP live dabei. Und musste lange zittern – Wegen technischer Schwierigkeiten stand die Show knapp vor der Absage, startete erst mit 80 Minuten Verspätung und lief bis weit nach Mitternacht.

Die Show – von einem Konzert zu sprechen, wäre eine Untertreibung – ist in drei Teile geteilt. In der Eröffnungs-Sequenz The Gig führt Kate Bush (barfuss!) zum Song Lily ihre Band einer Prozession gleich auf die Bühne, die zu Beginn fast einer Kathedrale gleicht. Mit den Worten „It’s Coming“ und dem Klassiker Hounds Of Love wird der konzertähnlichste Teil der zweieinhalb-stündigen Show eröffnet. Zu Top of the City singt Kate vor 21 Leucht-Waben und mit Running Up That Hill gibt’s den ersten Mega-Hit, ehe zu Mountain eine Reihe von Konfetti-Kanonen abgeschossen werden. Die Konfetti mit Text-Auszügen sind begehrte Sammlerstücke.

Mit einem Video-Intro startet die Inszenierung von The 9th Wave: Ein Forscher mit Teleskop informiert die Küstenwache: In einem schweren Unwetter ist auf Hoher See das Schiff “Celtic Deep” in Seenot geraten. Zu And Dream Of Sheep erscheint Kate dann in einer Schwimmweste am Video-Screen. Sie kämpft im aufbrausenden Meer ums Überleben. Dazu streifen zwei Schauspieler mit Fischköpfen (!) über die Bühne, auf der nun ein Schiffswrack mit Lampe und Sofa aufgebaut ist. Bei Under Ice tragen nun alle Schwimmwesten – symbolisieren so den Schiffbruch. Mit Eispickel und Kettensäge haut man ein Loch in den Bühnenboden. Kate wird aus dem Meer gezogen. Bei Walking The Witch wird Kate zunächst von einem Priester ermahnt, dann fegt eine Hubschrauber-Drohne über das Publikum. Mit Blinklicht, Stroboskop und Nebel-Maschine. Die 3.200 erstaunten Besucher im Eventim Apollo sind nun mitten ins Geschehen eingebunden. Ein minutenlanger Dialog informiert, dass alle Schiffbrüchigen gerettet wurden. Bis auf eine Frau!

Für Watching You Without Me wird ein Wohnzimmer auf Rädern auf die Bühne gekarrt. An den Flanken Seegras – an der Decke lungern die Fisch-Menschen. Vater und Sohn (gespielt von Kate Bush’s Sohn Bertie) diskutieren über das Abendessen oder Fussball und wundern sich wo Mutter bleibt. Kate singt dabei als Geist – u.a. hinter einer verspiegelten Tür. Im Zwischenspiel Jig Of Life stellen Tänzer mit riesigen Tüchern die Wellen nach, danach geht Kate am Videoscreen unter. Bei Hello Earth wird ihr Todeskampf auf einer Rettungsboje gezeigt. Dazu wird Kate von den Fischmenschen, einer Leiche gleich, quer durchs Publikum hinweg getragen und spricht dabei auch Deutsch („Tiefer tiefer. Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht“). Doch im Video The Morning Frog sieht man wie eine Hand aus dem Himmel Kate doch noch rettet. Sie läuft quer durch die Fans zurück auf die Bühne und der Vorhang fällt. Staunende Gesichter, Standing Ovations.

Nach der Pause liefert sie im dritten Teil der Show Sea Of Honey aus dem 2005er Werk Aerial als ebenso beeindruckende Theater-Inszenierung: Mit Wald, überdimensionalen Türen und Kunstschnee. Zu Prelude/Prologue kommt eine kindergroße Holzpuppe auf die Bühne. Die Türe schließt sich. Und die Puppe hämmert dagegen. Vergebens. Kate kommt als Vogel verkleidet, setzt sich ans Piano – ihre Band und die Schauspieler als Mönche. Bertie als Maler. Ein riesiger Papierflieger wird über die Bühne getragen. Für An Architects Dream werden die Türen durch überdimensionale Gemälde ersetzt. Bertie malt einen Sonnenaufgang. Die Holzpuppe trippelt zwischen Schlagzeug, Piano und Gitarren hin und her, bestaunt die Band. Am Screen ziehen Vogelschwärme ihre Runden. Bei The Painters Link bringt die Puppe den Maler in Aufruhr. „Verpiss dich“ kreischt er, die Puppe flüchtet in Kates Arme. Es beginnt zu regnen. Das Bild vom Sonnenaufgang zerfließt zum Sonnenuntergang. Sehr effektvoll!

Bei Aerial Tal beginnt das Gemälde plötzlich von innen zu leuchten. Dazu hüpfen Silhouetten-Tänzer über die Bühne. Für Somewhere in Between ändert sich das Bühnen-Licht von Tag zur Nacht. Der Mond steigt auf. Nach Nocturne hat Kates Sohn Bertie für Tawny Moon seinen Solo-Auftritt. Bei Aerial kommt Kate mit schwarzem Flügel am rechten Arm zurück auf die Bühne. Ihre Band trägt Vogelmasken. Zwei Bogenschützen schießen „Feuerpfeile“ – die sich am Videoscreen zu Vögeln verwandeln. Alle tanzen – auch die mittlerweile erwachsene Holz-Puppe. Kate geht durch die riesige Türe im Bühnen-Hintergrund ab – um nach ausufernden Gitarrensoli von David Rhodes und einem Donnerwetter, bei dem sogar ein Baum das Piano durchschlägt auf einem Seil wieder angeflogen zu kommen. Von Stroboskop-Blitzen und hysterischen Gelächter begleitet.

Was für ein Finale! Ohrenbetäubende Standig Ovations. Als Zugabe liefert Kate dann noch das Solo-Piano-Stück Among Angels und doch noch einen großen Hit Cloudbusting. “Danke, dass ihr heute so lange auf mich gewartet habt,” zeigt sie sich überglücklich. Ein Ereignis – auch wenn sie Klassiker wie Wuthering Heights, Babooska oder Don’t Give Up außen vor lässt. Diese unglaubliche Show soll noch m Dezember auf DVD kommen.

Das war die Setlist in London (26-SEP-2014):
Lily
Hounds of Love
Joanni
Top of the City
Running Up That Hill
King of the Mountain
Act: The Ninth Wave
And Dream of Sheep
Under Ice
Waking the Witch
Watching You Without Me
Jig of Life
Hello Earth
The Morning Fog
Act: A Sky of Honey
Prelude
Prologue
An Architect’s Dream
The Painter’s Link
Sunset
Aerial Tal
Somewhere in Between
Tawny Moon (Neuer Song, Vocals: Bertie)
Nocturn
Aerial
Zugaben:
Among Angels
Cloudbusting

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