Sie waren die Posterboys der 80er- Jahre, schufen mit Take On Me eines der besten Musikvideos aller Zeiten (6 MTV-Awards!) und lieferten mit The Living Daylights den Kult-Hit zum teilweise in Wien gedrehten James-Bond-Film Der Hauch des Todes. Jetzt starten a-ha wieder durch: Seit Freitag gibt‘s das Unplugged-Album Summer Solstice. Am 02-FEB gastiert man damit auch in der Wiener Stadthalle. Das WEGOTIT-Interview:
Hätten Sie als es 1982 mit a-ha losging jemals gedacht, dass sie das 2017 noch immer machen ?
Magne Furuholmen: Keine Ahnung. Die Stones haben früher auch gesagt mit 40 ist Schluss und jetzt sind sie über 70 und rocken besser denn je. Aber als wir uns vor sechs Jahren aufgelöst haben dachte ich wirklich es ist Schluss mit a-ha.
Warum gibt‘s nun das Comeback?
Da gibt es viele Gründe: Die Mehrheit der Band hat beschlossen dass wir weitermachen sollen. Es braucht immer 2: Zwei um a-Ha zu beenden und 2 und wieder neu durchzustarten. Das ist zwar keine Demokratie, aber wenn mehr als einer etwas will dann passiert es. Und vor allem diese MTV-DVD, zu der man mich erst überreden musste, ist echt gelungen. Das zeigt a-ha auch endlich wieder als echte Band und nicht als drei Solo-Kämpfer die halt miteinander auf der Bühne stehen.
Warum erst jetzt und nicht schon damals in der Hochblüte von MTV?
Es hat uns damals keiner gefragt. Vielleicht hatte die Angst, dass es ein zu großer Schritt weg von unserer Electronic-Musik war. Aber da MTV in unserer Karriere ja so einen großen Stellenwart hat ist das jetzt ein wichtiger Schritt.
Haben sie sich dafür mit den legendären MTV-Auftritten von Nirvana oder Eric Clapton vorbereitet?
Wenn man auch nur irgendwie an Musik interessiert ist kommt man an Nirvana-Unplugged-Auftritt ja nicht vorbei. Das ist ein Meilenstein der Musikgeschichte. Ebenso wie Claptons Layla. Wir gingen schon länger mit der Idee von Akustik-Versionen unserer Hits schwanger, aber es scheiterte wieder lange Zeit an einem Band-Veto. Als wir uns dann endlich dazu durchgerungen haben ist auch nicht MTV an uns herangetreten, sondern wir wurden bei denen zu Bittsellern. Sie waren aber sofort begeistert.
Warum haben Sie die Show dann quasi am Ende der Welt aufgezeichnet. In Giske, wo man nur sehr schwer hinkommt…
Es gab verschiedene Ideen, aber irgendwie war es uns wichtig, dass es in Norwegen passiert. Denn Norwegen ist tief in uns verwurzelt. Egal wie lange wir auch im Ausland leben. Und als das geklärt war wollten wir einen möglichst exotischen Platz. Giske war perfekt, weil es vom Studio bis zum Ausblick alles bot was wir wollten. Wir Norweger haben eine starke Verbindung zur Natur: Winter in den Bergen, Sommer am Meer. Und das hört man auch in unsere Klassischen Musik, das sieht man bei unseren Malern und des merkt man bei unseren Schriftstellern. Wir alle tragen etwas Schwermut in uns. Klar war es etwas mühsam dort hinzukommen, aber unsere Fans sind Strapazen ja gewohnt. Die reisen zu den verrücktesten Plätzen um uns zu sehen. Da waren Leute aus Japan hier, aus Brasilien, Australien oder den USA. Aber ich glaub die habe a-ha nur als Entschuldigung benützt um sich Norwegen anzusehen.
Sie gehen mit dem Unplugged-Programm jetzt auch auf Tour…
Wir arbeiten noch an der Umsetzung, denn wir wollen damit ein Klub-Feeling in die Stadthalle bringen. Dass das funktioniert zeigt ja gerade Ed Sheeran. Der ist nur mit einer Gitarre auf Tour und füllt trotzdem die Stadien. Wir sind immerhin zu dritt (lacht).
Am 02-FEB kommen sie damit auch nach Wien. Was dürfen sich die Fans da erwarten?
Die spannendste a-ha-Show aller Zeiten. Alle Songs sind radikalst verändert. Man kennt die Hits natürlich, aber so hat man sie noch nie gehört. Vor allem Take On Me. Das ist jetzt keine flotte Upbeat-Synthie-Hymne mehr, sondern eine melancholische Ballade.
Sind diese radikalen Unplugged-Versionen einfach oder schwerer zu spielen als das Original?
Sie sind anders. Normal habe ich live jede Menge Sequenzer. Da brauche ich nur auf einen Knopf drücken und der Sound passt. Jetzt muss ich mit drei oder vier Instrumenten auskommen. Das verlangt viel Disziplin.
Warum ist Take On Me noch immer so populär?
Es hat die 80er und 90er Jahre überlebt und wurde von so vielen großartigen Künstlern gecovert. Das hilft natürlich. Dazu ist es scheinbar ein Song mit dem jeder eine eigene Geschichte verbindet. Dabei ist er für echte a-ha-Fans gar nicht der wichtigste oder beste Song.
a-ha schafften als eine von ganz wenigen den Schritt Teenieact zu etablierten Band…
Wir haben immer an uns und die Musik geglaubt und den Fakt, dass egal was die Teenie-Fans oder Medien in uns sehen wollen nur ein Teil vom ganzen ist. Nicht die Wahrheit. Dazu war es wichtig, dass wir in den 90er eine Pause einlegten. Platz für neue Bands wie Coldplay, Travis oder Oasis, die a-ha oft als Vorbilder nannten, ließen. Dadurch erübrigte sich dann beim Comeback dann die Teeniepop-Frage. Wir wollten ja nie eine Teenieband sein und haben auch nie gedacht dass es für uns kreischende Fans gibt. Uns ging es immer nur um die Musik – nur leider wurden wir eine zeitlang von der Welt völlig gesehen.
Ihre schrägsten Erlebnisse mit Fans?
Es gab weltweites Gekreische. Nur in Norwegen wussten die Teenies nicht was sie mit uns anfangen sollen. Weil es so etwas ja in Norwegen noch nie gegeben hat. Damals war das alles lustig. Nur stand irgendwann der Hype der Musik und dem Ehrgeiz im Weg. Die Plattenfirma fand vieles was wir taten selbstzerstörerisch, doch die wollten ja immer nur ein zweites Take On Me. Aber die konnten scheissen gehen. Denn das gab‘s ja schon. Die kreischende Fans und die schrägen Fotosessions waren die ersten paar Monate schon aufregend, aber das ging auch alles sehr an die Substanz.
Wie geht es Ihnen wenn Sie heute diesen alten Fotos sehen?
Ich denke immer nur: wie naiv wir waren dass wir diesen Teufels-Kreislauf mitgemacht haben. All die unmöglichen Fotosessions und die lächerlichen TV-Auftritte. Aber trotzdem bereue ich nichts. Unser Plan war so groß zu werden wie die Beatles. Und wir waren verdammt nah dran. Mit all den Teenie-Hype, den Bodyguards, die wir wirklich brauchten und den coolen Limousinen. Aber hat man das erst einmal erreicht war der Ehrgeiz damit trotzdem noch nicht gestillt.
Damals wollten sie groß wie die Beatles werden, welches Ziel haben sie heute?
Das Ziel ist immer bedeutsame Musik zu schreiben und die Leute zu bewegen.
Ist es ein Job?
Es verlangt verdammt viel Arbeit und nicht jeder Teil der Arbeit ist auch wirklich spannend, aber was soll ich klagen: Ich könnte genauso gut in einem Büro versumpfen oder an einer Kaufhaus-Kasse.
Ihre Österreich-Erinnerungen?
In Wien gaben wir eines unser allerersten Konzerte. Eine wahnsinnig große Halle vor kreischender Mädchen. Aber dann sind wir jahrelang nicht mehr nach Österreich gekommen. Höchstens Privat zum Skifahren. Denn das Essen schmeckt in den Bergen besser. Ich freue mich jetzt schon auf Österreich, denn in Wien ist wirklich eine Traumhafte Stadt: Diese Architektur. Dazu ist das für die Fans die einzige Chance die a-ha-Hits so zu hören.
Die einzige Chance? Weil a-ha dann aufhören?
Ich muss mit dem Goodbye echt vorsichtig sein, denn jedesmal wenn ich sage, dass wir aufhören, fällt dann doch noch jemand von uns ein Grund zum weitermachen ein.