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Wanda: “Wenn uns die Amis wollen, werden wir dort spielen!”

Drei Wochen auf Platz eins, die neuen Hymmen Bologna und Bussi Baby, eine ausverkaufte Österreich-Tour, Mega-Hype in Deutschland und große Aufregung um ihre VIP-Beschimpfung bei der Stadthallen-Präsentation („Verklemmte Oaschlöcher“) Wanda, fünf Wiener Strizzi Rocker, sind aktuell die größte Nummer des Austropop und rocken am 22. April sogar die Stadthalle. Das WEGOTIT Interview:

Sie gelten aktuell als wichtigste Musiker des Landes..
Das ist natürlich irre, aber das stimmt schon so. Wir haben schon nach 2 Wochen wieder Platin erreicht. Und somit passt das dann auch.

Sie waren mit Bussi drei Wochen auf Platz 1 – das hat 2015 nicht einmal Helene Fischer geschafft.
Sind’s schon drei Wochen? Bist du deppat. Das ist oag. Vor allem da waren ja die großen Neuveröffentlichungen auch dabei: Wie Semino Rossi, David Garrett – die fragen sich sicher jetzt alle, wer ist diese tuntenhafte Schlagersängerin „Wanda“. Die hängen jetzt sicher im Internet und recherchieren wer wir sind. Nein realisieren tut man das nicht. Hin und wieder mal, aber dann dröhnt man sich wieder zua. Damit man das schnell vergisst. Stell dir vor, was passieren würde, wenn wir sterben. Das kann man sich ja gar nicht ausmalen.

Gäbe es dafür schon genug Songs in der Schublade, dass Wanda auch posthum weiterleben könnten?
Ich glaube schon. So eine grausliche Platte wie die neue Kurt Cobain Platte würde sich schon ausgehen. Besoffene Homerecordings.

Jetzt wurden sie von 5 Seconds Of Summmer von der Chartspitze verdrängt?
Das ist doch eine Teenieband. Die Wandas ohne Zähne (lacht). Warum nicht. Die Amerikaner, Briten und Australier dürfen bei der Halbzeit ein paar Punkte Vorsprung haben. Aber im großen und ganzen werden wir gewinnen.

Ganz Deutschland ist im Wanda-Fieber. Realisiert man diesen Hype?
Man kann sich’s ausrechnen. Sagen wir so: das Lebensgefühl verändert es nicht. Aber man kann sich’s ausrechnen was es heißt, wenn man ständig tourt, dabei umjubelt wird und jedes Konzert ausverkauft ist. Und jedes Mal sieht man sich dabei davor und danach selbst in der Zeitung. Irgendwann geht einem da schon auf, dass man populär ist. Ob man aber auch beliebt ist, weiß man dadurch ja nicht.

Ausverkaufte Konzerte deuten doch auch auf eine gewisse Beliebtheit hin …
Das Publikum nimmt es dankbar an. Die haben da in uns etwas für sich entdeckt. Das ist ein Duell auf Augenhöhe.

Ist dieses Duell auch eine Pflicht, durch die ausverkauften Konzerte?
Ja mittlerweile sehe ich es so. Aber das haben wir auch von Anfang an so wahrgenommen. Egal ob du vor 5 oder vor 1.000 Leuten spielst, du hast Verantwortung. Die Fans gaben ja teilweise ihr letztes Geld aus. Es ist ja keiner wirklich reich in diesen Zeiten. Und das ist schon beeindruckend. Da darf man dann als Musiker keine halben Sachen geben und muss bis zum Umfallen rocken. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie weit kann das noch gehen?
Mit genug Yoga und veganer Ernährung kann man es schon noch 2 Jahre schaffen (lacht).

Wollen Sie nun auch England oder gar die USA erobern?
Ich finde die Musik die zurzeit aus England kommt ziemlich beschissen und daher werde ich mich denen auch nicht untertänigst unterwerfen als Musiker. Zumal wir gerade am drittgrößten Musikmarkt der Welt erfolgreicher sind als viele Bands in England. Deshalb ist das ja nicht gerade ein lohnendes Ziel. Wir haben sehr gerne der angloamerikanischen Kultur ihre Melodien und Textzeilen geraubt, aber dort spielen müssen wir deshalb nicht. Wenn’s kommt ist es aber auch ok. Es gibt aber doch Interesse. Schon manche wichtige britische Label-Leute waren bei unseren Konzerten und meinten: „We don’t understand a fuck but it is fucking great“. Also wenn sie uns einladen, dann werden wir dort spielen, aber es ist jetzt nicht Teil unserer Strategie für die nächsten Jahre.

Gibt’s denn den Masterplan?
Der hat sich ja eh schon in gewisser Weise selbst übertroffen. Am Anfang war der Plan, dass man 30 Leute ins Wiener Kellerlokal Einbaumöbel schafft. Dann war der Plan, dass diese 30 Leute das Konzert auch noch glücklich verlassen und etwas mitnehmen. Und mittlerweile reden wir von Zig-Tausenden oder Hunderttausenden. Also ich bin zufrieden. Voll. Ich brauche jetzt keine Statue aus Gold. Oder ähnliches.

Wobei cool wäre das schon, oder?
Vielleicht widmet man uns irgendwann mal eine Gasse, wo die Teenager dann kotzen, pudern und pissen können. Das wäre nett. In Graz. Das ist so eine herrlich wilde Stadt und sonst natürlich im zweiten Bezirk.

Apropos Graz: Was halten Sie eigentlich von Andreas Gabalier?
Ich kenne ja nicht viel Musik von ihm und die Medienfigur Gabalier möchte ich nicht beurteilen. Das steht mir nicht zu, außerdem lerne ich gerade am eigene Leibe wie leicht man beurteilt wird. Ich finde ein Lied von ihm sehr schön. Das hat er für seine verstorbene Schwester geschrieben. Dieses Lied finde ich echt großartig. Ich kenne aber nur das eine. Sonst sehe ich diese Gabalier-Vergleiche als Show-Business. Dass wir politisch ganz wo anders stehen als der Herr Gabalier, das ist ihm bewusst und dass ist uns bewusst und dass ist allen bewusst. Unsere politische Denkweise muss sich ja aus dem immer wieder betont humanistischen Gedanken ableiten, aber wir sind keine Parteien-Band. Unsere Politik ist eine Politik der Herzen, der Seelen und der Intellektuellen. Zwischenmenschliche Politik.

Wie sehr hat sich ihr Leben mit dem Hype verändert?
Ich muss tatsächlich beim Billa manchmal Kassenzettel signieren. Fotos sowieso. Es hat ja heutzutage jeder ein Handy. Also viele Selfies, Grußbotschaften. Manchmal werde ich um ein Video gebeten – für Freunde oder wen auch immer. Und was sich wirklich verändert hat, ist, dass das Privatleben mittlerweile wie ein bodenloser Schlund anmutet. Von diesem schillernden Treiben auf Tour mit all der Euphorie und der Ekstase und der Hemmungslosigkeit dann zurück in so ein Leben. Das ist ziemlich schwierig. Das finde ich hart.

Ist das mit ein Grund ständig weitere Konzerte anzuhängen?
So habe ich das noch nie gesehen, aber ich schlage mich eh tapfer. Es ist ein Schlund. Aber ich muss mich mit ihm rumschlagen. Aber dass musste ich ja vor der Karriere auch schon. Aber ich lebe schon in zwei Welten. Das auf jeden Fall. Das ist jetzt nicht betont tragisch. Aber betont anspruchsvoll und abenteuerlich. Man ist immer zwei Menschen in Wahrheit.

Aber noch ist ihre Schizophrenie nicht so krass wie bei Falco bzw. Hans Hölzel?
Falco war doch ein Quartalssäufer. Der war 6 Monate voll drauf und dann ist er 6 Monate milchtrinkend joggen gegangen. Ich saufe 12 Monate durch. Und gehe nicht joggen. Meine Freunde sagen auch alle, dass ich jetzt gesünder aussehe als bevor ich Erfolg hatte. Was auch immer das heißt.

Spüren Sie Erfolgsdruck?
Nein. Das haben wir uns nie gemacht, Wir sind das immer spielerisch angegangen. Und haben immer sehr wenig erwartet und da hat man es dann leicht.

Wie siehts mit dem Druck von außen aus?
Die Plattenfirmen-Leute sind ja alle geschickt, das sind ja alles Profis. Gerade die Deutschen. Die meinte immer. „Wir erwarten nichts“ Und dann hab ich immer gehört. „Wenn das nicht Top-10 wird, ist das ein Riesenflop.“ Aber das hört man immer nur. Gerüchteweise. Im direkten Kontakt sind die alle sehr nett. Machen wenig Druck.

Wohl auch weil mittlerweile auch Wanda und nicht nur Bon Jovi einen Teil ihrer Miete zahlen?
Absolut. Das stimmt. Nein, Erfolgsdruck spüren wir keinen. Aber darum geht es auch nicht. Erfolg ist keine Kategorie, die bei uns einen hohen Stellenwert hat.

Wie sieht es mit der Liebe aus? Gibt es eine Frau Wanda?
Wenn es eine gäbe würde ich sie natürlich gezielt vor der Öffentlichkeit verstecken. Wir haben von Anfang an ein großes Rätsel um uns gemacht. Das funktioniert.

Mittlerweile laufen Wanda nicht nur auf FM4 sondern auch auf Ö3…
Da haben früher viele gesagt, das geht ja nicht. Aber das haben wir im letzten Jahr oft gehört, dass was nicht geht. Ich habe nichts gegen Ö3, ich habe nur was gegen Hochkultur. Denn etwas das viele Leute erreicht, finde ich prinzipiell nicht schlecht. Die Gesellschaft hat ein Seelenleben und dieses Seelenleben verdient es behandelt zu werden. Deshalb mache ich ja auch Musik. Ich kann mich auch einschließen in einen Proberaum, in Flaschen pissen und Schimmel atmen, aber das hat ja mit Rock ’N’ Roll nichts zu tun. Rock ’N’ Roll ist ja etwas das die Menschen erreichen will.

Könnten sie so, wie z.B. Kurt Cobain am Erfolg zerbrechen?
Der war schon deutlich erfolgreicher als wir (lacht). Und er war auch drogensüchtig. Das ist etwas, das wir uns vom Leibe halten. Das ist gefährlich. Wenn man damit anfängt, ist man erledigt. Egal ob noch 5, 10 oder 20 Jahre. Dann tickt die Uhr.

Ist der Erfolg nicht auch eine Droge?
Ja sicher. Aber wie gesagt nicht so sehr der Erfolg, sondern das Leben wie es sich gerade selbst entwirft für uns. Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich ergeben. Die teilweise unfassbare sentimentale Ebene auf der sich das ganze abspielt mit dem Publikum. Das ist etwas wonach man süchtig werden kann. Ich bin ein alter Punk. Ich war 14, so einer, der an diesen Gedanken geglaubt hat: keine Grenze und wir sind alle eins. Brüder und Schwestern. Und diese alten Gedanken das realisiert sich jetzt für mich das erste Mal. Ich sehe wirklich keine Grenzen zwischen mir und dem Publikum. Wenn die Musik läuft sind alle ein lebender Organismus. Und danach kann man süchtig werden. Nach Humanismus kann man süchtig werden. Voll.

Bei Club-Konzerten ist das ok, aber wie wird das in der Stadthalle?
Ich werde jeden einzelnen von meinen Fans berühren. Ich werde ins Publikum springen und durch die Menge wandern. Das mache ich immer. Und das haben wir auch schon in einer 6.000er Halle in Deutschland gemacht. Wenn es nach mir ginge, dürften die Fans auch auf die Bühne – aber da sind die Ordner immer etwas happig. Ich will diese Grenze nicht oder ich will zumindest nichts dazu beitragen, dass diese Grenze besteht. Wenn es sie gibt ok, aber das ist nicht meine Schuld.

Warum wollen Wanda in die Stadthalle?
Weil man schaut wie weit man gehen kann – das war tatsächlich der Gedanke. Das war die Idee von unserem Manager und wir haben einfach alle „Ja“ gesagt. Und gesagt: „Wir schaffen das!“ . Das ist natürlich Überheblich. Völlig Größenwahnsinnig.

Größenwahn gehört also dazu?
Natürlich. Nur darum geht es. Wenn ich den Menschen eines sagen könnte vor meinem Tod, dann wär es: verherrliche dich!

Was kommt dann? Das Happel-Stadion?
Helene Fischer hat das zwei Mal ausverkauft – das werden wir nicht schaffen. Aber wir spielen überall und gerne auch mal im Stadion. Es müssen nur die Leute hinkommen. Es liegt ja auch immer an den Leuten.

Wie sehr hat sich ihr Privatleben durch den Erfolg verändert?
Es sind alle irrsinnig stolz. Alle sind im besten Sinne am Boden gebliebene, einfache Leute und mit solchen Menschen umgebe ich mich schon mein ganzes Leben lang gerne. Die freuen sich alle. In gewisser Weise waren die auch alle für Wanda sehr wichtig. Ohne die Unterstützung der ganz engen Freunde hätte das nie so funktioniert.

Gibt’s plötzlich auch neue Freunde, die sich in ihrem Licht suhlen wollen?
Nein die gibts nicht, außerdem hab ich ein neues Handy und kein Internet. Mich gibts ja eh nicht.

Wie geht das ohne Internet?
Erstaunlich einfach: Ich schaue keine Pornos mehr und gebe mir diese blöde Facebook-Welt nicht mehr. Ich finde es sehr angenehm, ohne Internet zu leben und habe dadurch auch mehr Zeit, neue Lieder zu schreiben. Das ist mein Leben: Ich muss Lieder schreiben.

Schreiben Sie auch auf Tour?
Ja das geht. Voll. Besoffen im Tourbus mit der Gitarre. Warum nicht. Man muss immer arbeiten können wenn man Musik manchen will auf diesem Niveau. Da ist kein Platz für Befindlichkeitsscheiße. Das geht nicht.

Arbeiten Sie nach einer Deadline?
Ich habe einen großen Vorsprung: das zweite Album war fertig, als das erste rauskam und das dritte Album ist jetzt schon praktisch am Fertigwerden. Wieder. Stress hätte ich keinen. Ich könnte jetzt praktisch auch zwei Jahre Urlaub machen, bin aber viel zu süchtig nach dieser sentimentalen Ebene von der ich gesprochen habe.

Bleibt es damit beim Jahres-Rhythmus für neue Wanda-Alben?
Ich finde es nett aber mittlerweile sind wir ja ein größeres Unternehmen geworden und da kann ich das nicht mehr so ohne Weiteres alleine entscheiden. Aber wenn es nach mir geht, würde ich gerne jedes Jahr zur selben Zeit eine neue Platte rausbringen. 30, 40 Jahre lang.

Sie sagen größeres Unternehmen. Spürt man da Verantwortung?
Nein, das sind ja alles selbstständige erwachsene Menschen .Die machen ihren Job. Ich mache meinen Teil. Verantwortung spürt man da nicht. Wir halten uns halt als Band so zusammen. Das ist unsere Verantwortung. Wenn es einer mal kurz nicht packt, dann stehen die anderen da.

Gibt es denn diese Spannungen innerhalb der Band?
Na kannst dir vorstellen: Fünf Männer in einem Bus, da fliegen schon mal die Fetzen, da gab es schon Szenen. Aber Schlägereien gab es noch keine. Intern nicht. Wir lieben uns. Das sind tiefe Freundschaften und sie werden immer tiefer durch das was wir gerade teilen. Das ist unerschütterlich.

Sind Sie denn Freunde?
Mehr als Freunde. Das ist schon an der Grenze zu Lebensmenschen.

Ist es für die anderen oder für Sie schwer dass der Fokus gar so auf Sie gelenkt wird?
Ich glaub das ist für niemanden schwer. Und wir teilen auch auf. Mal macht der das Interview, dann wer anderer. Mich wollen halt meistens alle, aber ich rede ja auch gerne (lacht).

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