So läuft die Wall Show in Wien

Heute sind wir THE WALL! Ab 20.30 Uhr präsentiert Roger Waters im Happel Stadion sein Pink Floyd Kultalbum als bombastische Multimedia-Show. WEGOTIT erklärt die Wahnsinns-Show und zeigt das Konzertvideo.

23. August
Wiener Stadion
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Eine 115 Meter breite und 12 Meter hohe Mauer, ein fliegendes Schwein, die größte Filmleinwand der Welt und ein Flugzeug, dass in der Bühne explodiert. Heute steigt im Wiener Ernst Happel Stadion die größte Show, die Österreich je gesehen hat: The Wall.

Als Intro ertönen gegen 20.30 Uhr im Happel Stadion die legendären I’m Spartacus-Zitate aus dem Kubrick-Film, dann geht’s gleich hochexplosiv los: Zu In The Flesh lässt Roger Waters Hunderte Explosionen und fahnenschwingende Propaganda-Soldaten auf Hebebühnen auffahren. Dazu segelt vom Stadion-Ende (Sektor B) ein Stuka Flugzeug über die 40.000 Fans und explodiert in der Mauer! Schon der Opening-Song bringt mehr Action als alle andern Rock-Konzerte zusammen.

Bei The Thin Ice gedenkt Waters per Video-Einspielung seinem im zweiten Weltkrieg verstorbenen Vater Eric Fletcher und zu The Happiest Days Of Our Lives wird der erste von 424 Wall-Puzzle-Steinen aufgebaut. In Folge verschwinden Waters und seine elf-Köpfige Band (mit dabei auch Sohn Harry) hinter der Mauer.

Zum Überhit Another Brick In The Wall (war 1980 8 Wochen lang auf Platz 1 in Österreich) gibt’s eine ebenso riesige, wie finstere Lehrer-Puppe. Dazu lässt Waters eine heimische Schulklasse, den Vienna English Choir, den berühmten “We don’t need no Education”-Teil singen und stimmt danach den noch unveröffentlichten Song The Ballad Of Jean Charles de Menezes an. Dann folgt – auf Deutsch! – die Eröffnungs-Rede: “Willkommen! Ich bin sehr glücklich hier zu sein. Als Erstes möchte ich mich bei den Kindern des Chors mit einem Applaus bedanken. Ok. Ich widme dieses Konzert Jean Charles de Menezes und seiner Familie für ihren Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit. Und allen anderen Opfern von Staatsterrorismus in der ganzen Welt. Wir werden Euer gedenken!”

Mit den Worten “Das ist ein narzistisches Zeitreise-Experiment” liefert er dann Mother im Video-Duett mit einer Waters live Aufnahme aus 1980. Bewacht von riesiger Übermutter-Puppe, “Big Mother Is Watching Young” Überwachungs-Kameras und der umjubelten Video-Botschaft “Soll ich der Regierung trauen? – Auf keinen Fall”

Bei Goodbye Blue Sky prangert Waters mit krassen Fliegerbomben-Film die Logo-Übermacht von Weltkonzernen wie Shell, McDonalds, Mercedes oder Apple an. Zu Empty Spaces zeigt er im 3D-Feeling und Surround-Sound die legendäre Flower-Szene der sich paarenden Blumen, bei Young Lust kesse Stripperinnen und für Don’t Leave Me Now kommt die nächstes Puppe: Die Ehefrau als Gottesanbeterin.

Mit Another Brick in The Wall pt. 3 wird’s politisch: Nach TV-Ansprachen von Sarkozy oder Obama wird am Mauer-Screen ein überdimensionaler Fernseher mit dem Hammer eingeschlagen. Nach Last Few Bricks, wo sich die Mauerprojektionen wie in nichts auflösen, wird zu Goodbye Cruel World der letzte Mauer-Stein gesetzt. The Wall ist fertig, die Bühne völlig dunkel. Pause.

Hey You rockt die Band hinter der Mauer, zu Is There Anybody Out There suchen furchterregende Suchscheinwerfer das Publikum ab und bei Nobody Home spielt Waters am linken Bühnen-Ende die legendäre Motel-Szene aus dem Alan Parker Film The Wall nach. Zu Vera zeigt Waters tränenreiche Videos von Irak-Kriegs-Heimkehrern. Bring The Boys Back Home basiert auf dem berühmte Präsident-Eisenhower Zitat (“Jede Kanone die gebaut wird…bedeutet einen Diebstahl…”) und bei Comfortably Numb gibt’s den beeindruckendsten Show-Effekt aller Zeiten: Nachdem Gitarrist Dave Kilminster (ersetzte Gilmour mehr als perfekt) in 12 Höhe (!) soliert, hämmert Waters mit den Fäusten gegen die Mauer um diese in einer atemberaubenden Video-Einspielung zu sprengen: Regenbogen-Farben statt dem tristen Mauer-Grau.

Doch schon mit The Show Must Go On wendet sich das Bird dramatisch. Nazi-Symbolik überstrahlt die Sonne und Waters stellt zu In The Flesh dann sogar den Reichsparteitag nach: In SS-Uniform, Springerstiefel und mit Maschinen-Gewehr (!) lässt er bei Run Like Hell die Sau raus – und das im wahrsten Sinne des Wortes: zu Bin Laden- oder Kalashnikov Schock-Videos segelt ein riesiges Plastik-Schwein über die Fans. Dazu gibt’s als Intro in Riesen-Lettern auf der Mauer die Frage: “Gibt es einige Wahnsinnige hier im Stadion heute Abend?” Nach den Aufmarsch-Film zu Waiting For The Worms erheben bei The Trail in einer Trickfilm-Einspielung die tragenden Rollen der Wall-Story – Mutter, Frau, Lehrer – Anklage gegen Hauptdarsteller Pink – dann fällt unter ohrenbetäubenden Lärm die Mauer.

Im Trümmerhaufen stimmt Waters an der Trompete die Zugabe Outside The Wall an und zieht nach der Bandvorstellung, wie der Rattenfänger von Hammeln, mit seinen Musikern von dannen. Ein Ereignis.


Das ist die Setlist der The Wall Show:
Spartacus Intro
In The Flesh?
The Thin Ice
Another Brick In The Wall, Pt.1
The Happiest Days Of Our Lives
Another Brick In The Wall, Pt.2
The Ballad Of Jean Charles de Menezes
Mother
Goodbye Blue Sky
Empty Spaces
What Shall We Do Now
Young Lust
One Of My Turns
Don’t Leave Me Now
Another Brick In The Wall, Pt.3
The Last Few Bricks
Goodbye Cruel World
Pause
Hey You
Is There Anybody Out There?
Nobody Home
Vera
Bring the Boys Back Home
Comfortably Numb
The Show Must Go On
In The Flesh
Run Like Hell
Waiting For The Worms
Stop
The Trial
Zugabe:
Outside the Wall



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