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Sheeran: So rockt der Chart-Kaiser an Österreich vorbei

Die 19 größten Hits der Gegenwart als mitreißende One-Man-Show vor bombastischem Video-Screen. Gestern (20-MÄR) schrieb Ed Sheeran nach all seinen CD-Weltrekorden in München auch Konzertgeschichte. Die WEGOTIT-Kritik.

500.000 verkaufte Tickets in nur zwei Minuten, Schwarzmarkt-Preise bis zu 1.500 Euro und ein Kreisch-Level auf Backstreet- Boys-Niveau. Den CD-Rekorden – alle 16 Hits der Sensations-CD Divide zeitgleich in den heimischen Charts, fünf Einträge ins Guinness Buch und bereits über eine Milliarde Streams – lässt Ed Sheeran nun eine Rekord-Tournee folgen: 35 ausverkaufte Europa-Konzerte, nur leider kein Stopp in Wien, denn wegen Masters of Dirt war die Stadthalle nicht verfügbar. Gestern (20-MÄR) gab’s den unseren Grenzen am naheliegendsten Stopp in München. WEGOTIT war live dabei.

Keine Band, nur zwei Mikrofone, ständige Gitarren-Wechsel, eine Loop-Maschine und drei fix montierte Video-Kameras, die das Geschehen auf einen dreidimensionalen Video-Screen übertrug – das war gestern (20-MÄR) für 15.500 Fans in der randvoll gefüllten Olympiahalle das neue Wunder-Rezept des Pop.

Ganz ohne Show-Brimborium oder Video-Vorspiel sprintete Sheeran um 20.29 Uhr, also sogar mit einer Minute Verfrühung, auf die spärlich anmutende und nach drei Seite offene Bühne. Kreischalarm par Excellence. Kurz an der Loop-Box rumgeschraubt, mehrmals auf die Gitarre geklopft und los ging’s: Vom Opener Castle on the Hill, der aktuellen Nummer zwei der Charts bis zum Finale rund um seinen weltweiten Top-Hit Shape of You (bei uns seit 10 Wochen Platz eins) zog Sheeran in der Münchener Olympiahalle 110 Minuten lang die perfekte One-Man-Show ab. Schaffte obwohl nur mit der Akustik-Gitarre bewaffnet trotzdem einen faszinierenden musikalischen Spannungs-Bogen zwischen Lagerfeuer-Romantik (Perfect) Fast-Hardrock (You Need Me, I Don’t Need You) und Rap (Eraser).

Als einzige Unterstützung bei der musikalischen Machtdemonstration – am Programm standen gleich 9 Hits des aktuellen Top-Albums Divide – diente ihm ein beeindruckender dreidimensionaler Video-Screen auf Bühnen—Boden, -Hintergrund und -Decke, wo er abwechselnd Psychedelic-Collagen (I’m A Mess), Trickfilme (What Do I Know?) oder kitschig-schöne Landschaftsbilder (Thinking Out Loud) projizieren ließ.

Bei sympathischen und unaufdringlichen Zwischen-Ansagen gestand Ed, der vor der Show drei Stunden lang in München Radfahren war, dass seine Deutsch-Kenntnisse eher bescheiden sind: “Guten Abend, viel mehr kann ich nicht. Ich bin in Deutsch aber auch durchgeflogen”. Dazu erfreute er sich über ein kleines Mädchen auf den Schultern ihres Papas im Publikum („Genauso muss man Konzerte sehen. Mein Papa hat mich früher auch immer mitgenommen und auf die Schultern gehoben.“) und widmete den irisch angehauchten Neo-Hit Nancy Mulligan seiner Großmutter.

Nach 100 kurzweiligen Minuten, bei denen Sheeran auch das obligate und innerhalb von Minuten gleich 50.000-fach geteilte Erinnerungs-Foto für Instagram knipste, ging es mit dem euphorisch-umjubelten Mit-Sing-Klassiker Sing, wo die am Video-Screen eingeblendete voraufgezeichnete Aufforderung „Lauter“ gar nicht nötig gewesen wäre, ins Finale. Denn für die Zugabe hatte er sich seinen größten Hit aufgehoben. Den Hit des Jahres! Shape of You, seit Anfang Jänner weltweit auf Platz eins und wohl ab sofort in 15.500 neuen Live-Versionen auf YouTube. Keiner der da nicht zum Handy für ein Erinnerungs-Video griff. Das Finale You Need Me, I Don’t Need You und What Do I Know?, wo er die Fans zum U2-artigen Nachdem-Konzert-auch-noch-weiter-Singen animierte („Auch draußen noch, bei der Heimfahrt im Auto und morgen unter der Dusche“) war danach bloß Draufgabe und dass der Überhit Photograph fehlte höchstens ein Formfehler.

Eine Show für die Ewigkeit, auf die heimische Fans, sofern sie nicht zu einem der 31 folgenden Europa-Konzerte pilgern, aber noch „ewig“ warten müssen: Ein Österreich-Stop (Festival oder Ernst-Happel-Stadion) ist erst für Sommer 2018 geplant. Vielleicht sogar mit einem Special Guest, denn schon für die US-Tour holt Sheeran seinen neuen Busenfreund ins Vorprogramm: James Blunt!

Das war die Setlist in München (20-MAR-2017):
Castle on the Hill
Eraser
The A Team
Don’t / New Man
Dive
Bloodstream
Happier
Galway Girl
How Would you Feel (Paean)
Human/I See Fire
Nancy Mulligan
Perfect
I’m a Mess
Thinking Out Loud
Sing
Zugaben:
Shape of You
You Need Me, I Don’t Need You
What Do I Know?





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