Interview

Opus: “Aufhören war nie ein Thema!”

Mit Opus & Friends bringen Opus zum Abschluss ihrer Feiern zum 40. Bandjubiläum einen wahren Musik-Leckerbissen: das legendäre 1985er Konzert aus Graz Liebenau mit Falco, EAV oder Wolfgang Ambros als Stargäste. Dazu spielt man im Dezember und Jänner wieder mit Orchester auf. Das WEGOTIT-Interivew:

Welche Erinnerungen kommen mit der DVD Opus & Friends hoch?
Herwig Rüdisser: Der Falco hat einmal gesagt: Wer sich an die 80er erinnern kann, war nicht dabei. Bei mir ist es so ähnlich (lacht) Das aha-Erlebnis war wie gut und klass das alles war. Wie groß der Enthusiasmus war und wie flott und toll das gespielt wurde, obwohl es auf der Bühne teilweise schon chaotisch zuging. Auch das Publikum war ein Wahnsinn. Und das spürt man auch. Zum Glück hatten wir damals die Eingabe das aufzunehmen und für ewig und immer abzusichern.

Warum wird das dann erst jetzt, 28 Jahre danach, veröffentlicht?
Herwig Rüdisser: Es war gar nicht so einfach die Bänder zu finden und zu sichten. Den Ton hatten wir, nur das Bildmaterial mussten wir erst suchen bzw. digitalisieren. Ein toller Abschluss unseres Jubiläumsjahres: 40 Jahre Opus

Wie schwierig oder einfach war es damals die Stargäste von Falco bis Wolfgang Ambros für dieses Konzert zu überreden?
Herwig Rüdisser: Das war Gottseidank einfach. Das war damals die Hochzeit des Austropop, jeder der Künstler der damals aufgetreten ist war mit Nummer-Eins-Hits unterwegs. Die hatten Goldene Schallplatten oder Platin – und das zu Zeiten wo man dafür wirklich noch satt verkaufen musste.
Ewald Pfleger: Wir kannten uns alle persönlich und das war kein Problem. Falco genauso wenig wie Ambros. Es war natürlich günstig, dass Ö3-Chef Rudi Klausnitzer das initiiert hat. Ö3 war damals ja noch voll hinter dem Austropop.

Wie war es mit Falco auf der Bühne zu stehen?
Herwig Rüdisser: Wir haben uns ja ohnedies vorher gekannt und schon Junge Römer mit ihm zusammen gemacht. Opus und Falco haben immer gegeneitig gewusst was der andere macht. Der war eh ein Profi. Wir haben kurz vorher mit ihm noch im Keller geprobt. Und so war er vorbereitet. Er hat bei Flying High den Text gekonnt und sich die die Strophe ausgesucht, weil es beim Refrain doch ein bisschen schwer ist an meine Stimm-Höhne raufzukommen. (lacht)
Ewald Pfleger: Ich war überrascht, wie gut er das gesungen hat. Weil eigentlich hätte ich ihm das gar nicht zugetraut, dass er das in der Höhe so gut macht.
Herwig Rüdisser: In seinem Stil halt. Gott sei dank haben wir das aufgenommen, denn es gibt nicht so viele Sachen von uns gemeinsam. 1993, bei 20 Jahre Opus, war er auch dabei. Da gibt es auch eine Aufnahmen, Jubilee. Doch das Liebenau-Konzert ist speziell.

Warum soll der geneigte Pop-Fan sein schwer verdientes Geld gerade für diese DVD ausgeben?
Ewald Pfleger: Weil das ein Dokument ist, das beweist, wie erfolgreich Österreichische Musiker in Österreich sein können. Und das vermisst man heute. Es ist eine andere Zeit, aber damals war die Grundstimmung für österreichische Musiker extrem positiv. Und das soll der Hörer von heute zu Genuss kriegen.
Herwig Rüdisser: Auch um die Jungen zu motivieren. Vor der Zeit des Austropop war es ja genauso: Auch da haben wir zu den alten aufgeschaut: Deep Purple, Led Zeppelin und solche Kapazunder. zu denen hat man aufgeschaut, und daraus hat sich Mitte der 80er Jahre dieser Höhepunkt des Austropop entwickelt. Wo alles zusammen gepasst hat und es eine große und weitgefächerte Szene gab. Die auch im Ausland erfolgreich war.

Könnte man sich heute eine Neuauflage von Opus & Friends vorstellen?
Ewald Pfleger: Das ist für uns sicher viel schwieriger, weil das Umfeld nicht mehr das gleiche ist.
Herwig Rüdisser: Viel schöner wäre es, wenn es junge Bands gäbe, die sich das trauen. Denn wir waren ohnedies immer eine fleißige Band in der Szene. Wir haben selbst fünf Jahre lang das Festival in Pinkafeld veranstaltet und immer geschaut, dass für die Österreicher eine Plattform da ist. Und das wünsche ich mir nun von einem jungen Künstler.

Wer könnte das sein? Andreas Gabalier?
Ewald Pfleger: das ist natürlich eine ganz andere Szenerie, aber er hat das eh drauf. Der bringt die Leute auf die Füsse. Ihm spielt natürlich zu, dass die Tracht gerade so angesagt ist. Da wird er zum Trachten-Messias. Doch mit dieser Szene haben wir eher weniger am Hut.

Der Austropop war früher ja extrem verhabert – fehlt das heute?
Herwig Rüdisser: STS, EAV, Hansi Lang, Hallucination Company – wir waren ständig unterwegs und haben uns so auch ständig getroffen. Ich weiß nicht ob es bei den Jungen heute solche Freundschaften noch gibt.

Wo stehen Opus heute in der österreichischen Musikszene?
Herwig Rüdisser: Natürlich ganz oben! Ich will jetzt nicht prahlen, aber mit einem gewissen Stolz kann man das schon sagen.
Ewald Pfleger: Natürlich! Das muss uns ja auch erst einmal wer nachmachen: 40 Jahre als Band zusammen zu bleiben.

40 Jahre Opus – hätte man das 1973 gedacht?
Ewald Pfleger: Niemals, Unglaublich wie das vorangeschritten ist und niemals aufgehört hat. Sicherlich eine großen Anteil hat da natürlich Live Is Life. Der Song ist nach wie vor so im Gespräch und so erfolgreich. Damit kommen dann auch ständig Anfragen für TV-Shows oder Konzerte. Und somit weiteres Interesse des Publikums. Und davon hängt es ja auch ab: Wenn niemand mehr interessiert wäre, würden wir es nicht mehr machen. Dass das so lange anhält. Und dass ein Hit solche Ausmaße erreichen kann hätte ja niemand je zu Träumen gewagt.
Herwig Rüdisser: Wir waren letztes Jahr mit Status Quo auf großer Deutschland-Tournee und hatten eine super Ressonanz. Irgendwie dürfte es sich jetzt schon herumgesprochen haben, dass Opus nicht nur Life Is Live ist.
Ewald Pfleger: Wir haben den Riesenvorteil, dass die Leute nicht nur Life Is Live hören, sondern viele gute Nummern. Das ist unser Vorteil. Und das können manche andere nicht vorweisen, die haben eben nur wirklich den einen Hit und ein paar schlechtere Sachen.

Kann man Live Is Life überhaupt noch hören? Spielt man das noch gerne? Oder muss man da einfach durch?
Herwig Rüdisser: Schlimm wird es nur wenn man im entferntesten Dschungel, fernab jegliche Zivilisation plötzlich tam-tam-tamtam tam-tam-tamtam na-na-nanana hört (lacht)
Ewald Pfleger: Es ist immer wieder ein Erlebnis, weil es nie ganz gleiche Versionen gibt und es ist nach wie vor toll wie das Publikum darauf regiert.

Neben No Woman, No Cry von Bob Marley war das der einzige Welt-Hit denn es nur als Live-Version gab..
Herwig Rüdisser: Live Versionen haben es so wieso immer schwer. So wirklich begeistert war damals keiner, dass wir mit einer Live-Version daher kommen.
Ewald Pfleger: Es gab z.B. eine Absage von der EMI aus Köln: “Wir haben kein Interesse an einem Live-Album, Live Is Life ist nicht so stark. Das kann man nicht promoten.”

War Opus & Friends DAS Karriere-Highlight?
Ewald Pfleger: Von den Konzerten her war das sicher eins der besten in Österreich, aber Chile war der absolute Wahnsinn: zwei Open Airs vor je 30.000 Besuchern, wo alles mitgesungen wurde, getanzt, die Polster in die Luft geschmissen. Sensationell.

Was treibt Opus nach all den Jahre noch an? 40 könnte doch auch eine schöne Zahl zu Aufhören sein…

Herwig Rüdisser: Es ist nicht so, dass wir uns jetzt den Haxen ausreisen. Wir nehmen nicht mehr jede Anfrage wahr, sondern selektieren. Wenn es was bringt oder Spaß macht, dann wird demokratisch entschieden, ob wir das machen. Aber es ist nicht mehr so wie früher, dass wir monatelang unterwegs sind. Das hatten wir ohnedies bis Mitte der 90er. Bis wir entschieden haben etwas leiser zu treten. Natürlich birgt das die Gefahr, dass das Interesse abflacht. Es waren ja auch ein paar ruhigere Jahre dabei, aber es war nie aus oder vorbei. Aufhören war nie ein Thema.

Somit könnten man wohl auch noch 50 Jahre Opus feiern? oder gar 60?
Herwig Rüdisser: Das wäre schön, denn das würde ja bedeuten, dass wir da alle noch am Leben sind.

Am 8. (Graz, Oper) Und 14. Dezember (Wien, Konzerthaus) spielen Opus wieder mit Orchester unter der Leitung von Christian Kolonovits auf..
Ewald Pfleger: Das ist super. Mit einem Orchester im Rücken fühlt man sich wie auf einer Wolke, fast schwebend.
Herwig Rüdisser: Unsere Musik passt auch extrem gut mit einem Orchester zusammen.

Gab’s da Songs in der Vorauswahl wo die Orchester-Version nicht funktioniert?
Herwig Rüdisser: Alle, die wir ausprobiert haben funktionieren, sogar Life Is Live. Das habe ich mir vorher nämlich gar nicht vorstellen können.
Ewald Pfleger: Auch das funktioniert. Da hat Christian Kolonovits wirklich ein tolles Arrangement geschrieben. Und dadurch werden Auftritt in der Oper oder im Konzerthaus zum echten Erlebnis und am 16. Jänner spielen wir dann auch noch in Linz mit dem Bruckner Orchester.

Und wann gibt’s wieder Neues von Opus?
Ewald Pfleger: Auf der DVD haben wir als Bonus ein paar ganz neue Songs drauf uns sonst werden wir sehen was die Zukunft bringt. Da haben wir keine konkreten Pläne.



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