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Neil Young: so mächtig wird sein Burg Clam Konzert

Drei Stunden Rock-und Grunge-Lehrspiel, viel SozialKritik und sogar Witze – so begeisterte Neil Young gestern (21-JUN) 9.000 Fans in Toulouse. Am 23-JUL gastiert er mit dieser epochalen Rebel Content-Show auch auf der Burg Clam. Die WEGOTIT-Kritik.

“Wir befinden uns im Jahre 2016 n.Chr. Ganz Frankreich ist im Fußball-Fieber… Ganz Frankreich? Nein! Ein von unbeugsamen Rock N’ Roll getriebener Opa hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten…” So wie die Gallier rund um Asterix einst die Römer völlig kalt ließen, so zeigt sich nun auch Neil Young vom Fussball völlig unbeeindruckt und rockt gerade trotz EURO durch Frankreich. Gestern (21-JUN) lieferte der Grunge-Opa als Alternative zum Spanien-Kroatien-Tschechien-Türkei Vierkampf in Toulouse mit einer fast 3-stündigen (!) Feedback- und Legenden-Orgie die musikalische Antwort zum Fußball und qualifizierte sich damit auch locker für das 1/8 Finale im Kampf um dem Titel “Konzert des Jahres”.

Vom Opener After The Gold Rush, zu der er Gärtner (!) Samen (!) auf der Bühne ausstreuen ließ, bis zum Finale Like An Inca lieferte Young einen epochalen Mix aus Balladen (From Hank To Hendrix), Grunge-Klassikern (Powderfinger), Feedback-Orgien (Cowgirl in The Sand) und Protest-Songs (Monsanto Years). Das Tour-Motto Rebel Content war ihm dabei somit durchaus Programm

Auf einer mit sechs Blumentöpfen, einem Totem-Pfahl und zwei in alte Koffer eingebettete Videoscreens umrahmten Bühne startete Young vor 9.000 Fans im Zenith zunächst solo und mit leisen Tönen am Piano und Akustik-Gitarre und ließ dabei schon als zweiten Song den Überhit Heart Of Gold vom Stapel.

Nach Mother Earth, das der Grunge-Opa an der Orgel anstimmte, kamen zuerst Statisten in Schutzanzügen die als Mahnung für den Umweltschutz grüne Rauchfontänen sprühten und dann die neuen Begleitband Promise of the Real. Bei überraschend vielen und durchaus witzigen Zwischenansagen (“Jetzt kommt ein Publikumswunsch. Doch reinrufen bringt jetzt nichts, denn das ist ein Wunsch von vorher”) steigerte man für Hold Back The Tears oder Human Highway zwar das Tempo blieb dem Unplugged-Sound aber vorerst noch treu.

Erst nach dem heftige umjubelten Edith Piaf Cover La Vie En Rose, für das Gitarrist Lukas Nelson nicht nur das Piano-Spiel sondern gleich den Gesang übernahm, schnallte sich Young die E-Gitarre um und gab fortan Vollgas – und wie! Cowgirl in The Sand wurde auf weit über 10 Minuten ausgedehnt, vor I’ve Been Waiting For You griff Young in die Witzkiste (“Das ist jetzt ein Wunsch von mir, weil viele von euch werden sich gar nicht mehr daran erinnern. Ich hoffe ja nur, dass ich mich noch daran erinnere.”) und vor Mansion on The Hill verteilte er Beeren (!) an das Publikum. “Die fabulösen psychedelischen Beeren da von euch aus Frankreich”

Generell war Yong nicht nur mit Songs wie Country Home, Monsanto Years das er drei Mal fast schon beendet hatte um dann doch wieder neu durch zu starten, oder Seed Justice am Umwelt-Tripp sondern auch beim Merchandising und mit seinen Ansagen. “Ich fahre schon seit Tagen mit dem Bus durch einer Wunderschönes Land. Passt darauf auf.”

Für Wolf Moon stieg Young dann wieder auf die Akkustik-Giatte um, nicht ohne zuerst seine Roadie wegen einer fehlende Harmonika -Halterung zur Schnecke zu machen um sich dann doch zu entschuldigen. “Ich würde nicht für mich arbeiten wollen!” Mit eine epochal Version von Love And Only Love ging er nach 157 Minuten (!) Non-Stop-Genialität ab, um nach 4 Minuten Zugabenpause noch einmal 17 Minuten (!) Like An Inca folgen zu lassen.

Zum Finale hüpfte er noch mit seinen fünf Promise of the Real Jungs, so wie beim Fußball, freudentaummelnd im Kreis über die Bühne. Ganz Toulouse jubelte mit. Dass mindestens drei Überhits – Rockin’ in A Free World, Hey Hey, My My (Into the Black) und Like A Hurricane – fehlten ging niemand ab. Vielleicht hebt er sich die ja für die Burg Clam auf.

Das war die Setlist in Toulouse (21-JUN-2016):
After The Gold Rush
Heart Of Gold
The Needle And The Damage Done
Comes A Time
Mother Earth (Natural Anthem)
Hold Back The Tears
From Hank To Hendrix
Human Highway
La vie en rose (Vocals: Lukas Nelson)
Someday
Alabama
If I Could Have Her Tonight
Walk On
Cowgirl in The Sand
I’ve Been Waiting For You
Powderfinger
Mansion On The Hill
Country Home
Monsanto Years
Seed Justice
Wolf Moon
Love And Only Love
Zugabe:
Like An Inca



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