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Kravitz zwischen Genie und Langeweile in Wien

Nur knapp ein Dutzend Hits in fast zwei Stunden – Lenny Kravitz setzte gestern (17-DEZ) bei seinem Ersatz-Konzert in Wien auf Hendrix-artigen Rock und zu viele ausufernde Soli. Die WEGOTIT-Kritik.

40 Minuten Verspätung. Kravitz ließ in Wien gestern (17-DEZ) mal wieder unnötig den Superstar raushängen. Und wurde dafür zurecht abgemahnt: Anfangs schallte ein lautes Pfeiffkonzert durch die Stadthalle, aber als dann um 21.20 Uhr endlich doch der Vorhang fiel hatten die 6.000 Fans Lenny mehr als verziehen. Denn vom Opener Dirty White Boots, zu dem als Intro den 1980er Queen Klassiker Rock It ertönte, bis zum Finale Are You Gonna Go My Way setzte Kravitz vor nur 6.000 Fans in der Stadthalle auf eine große Rockshow: viele selbstverliebte Posen (weit geöffnetes Hemd, wirre Triumph-Posen mit hoch-gestreckter Gitarre) sowie ausufernde bist oft schon enervierende Soli.

Vor allem im Mittelteil trifftete die Show weit weg vom Massentauglichen Stadthallen-Rahmen und hinein in einen Spezialisten-Club-Programm. So dauerte alleine der Klassiker Let Love Rule an die 20 Minuten. Auch I Belong To You gab’s in der leicht langweiligen Maxi-Version. Und Always On The Run artete zur 10-minütigen dissonanten Saxophon-Pein aus. Nicht wenige nützten das zurecht für Bier-, Pinkel- und Rauch-Pausen. Oder gleich alles drei zusammen – ohne dabei wirklich was zu versäumen.

Die kurzfristige Absage im November thematisierte er gleich nach dem zweiten Song American Woman: “Wien! Endlich hat es geklappt. Sorry dass ihr ein paar Wochen länger auf mich warten musstet, dafür wird heute umso mehr gerockt!” Zumindest teilweise hielt er Wort: Begleitet von zehnköpfiger Big-Band – inklusive weniger prickelnder Bläser-Sektion – und vor riesigem Video-Selbstbildnis widerlegte Kravitz seinen 1995er Urallthit Rock ‘N’ Roll is Dead (nicht im Programm!) mit fast schon Hendrix-artigen Hardrock-Exzessen (American Woman) und viel Poserei. Als einzigen echten Show-Gag ließ er beim Kracher Fly Away ein Ufo-artiges Licht-Kugel-Monster über die Bühne schweben.

Gab’s vom aktuellen Album Strut gleich vier Songs, darunter das herausragende New York City, so ließ Kravitz in Wien nicht nur den sonst auf der Tour obligaten Gang durch die Menge, sondern leider auch den Klassiker Mr. Cab Driver außen vor.

Das war die Setlist in Wien (17-DEZ-2014):
Dirty White Boots
American Woman (The Guess Who cover)
It Ain’t Over ‘Til It’s Over
Strut
Dancin’ Til Dawn
Sister
New York City
Always on the Run
I Belong to You
Let Love Rule
Fly Away
Zugaben:
The Chamber
Are You Gonna Go My Way

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