Hinterseer: 'Denke nicht ans Aufhören!"

Beliebt und belächelt. Hansi Hinterseer bewegt seit nunmehr 20 Jahren die Gemüter. Jetzt präsentiert er seine Das Beste zum Jubiläum-Tour in Linz (30-APR), Wr. Neustadt (01-MAi), der Wiener Stadthalle (02-MAI) St. Pölten (03-MAI) und Salzburg (04-MAI). Das WEGOTIT-Interview.

Ab 30. April singst Du auch wieder in Österreich – was dürfen sich die Fans da erwarten?
Gute Unterhaltung, das Beste aus 20 Jahren Hansi Hinterseer. Wir feiern nach sechs Ländern, die wir vorher schon besucht haben, miteinander das große Tourfinale. Ich freu mich schon auf die fünf Österreich-Konzerte, wir werden sicher wieder eine richtige Gaudi miteinander haben.

Die Tour heißt „Das Beste zum Jubiläum“ – ist das auch die beste Hansi Hinterseer Show?
Das will ich hoffen, wir versuchen immer das Publikum bestmöglich zu unterhalten. Und die Reaktionen, die wir bisher auf das Programm, aber auch auf unser neues Bühnenbild bekommen, zeigen, dass wir offenbar auch den Geschmack des Publikums getroffen haben. Wir arbeiten mit Doppel-HD-LEDs, da ist die Bildqualität bei den Projektionen und Einspielen noch viel besser als das Publikum es daheim vom Fernsehbildschirm kennt. Ich finde es selber total beeindruckend, es schaut einfach alles so unglaublich echt aus, als ob man es angreifen könnte. Bei über 300 Titeln ist es mir natürlich recht schwer gefallen eine Auswahl für die Show zu treffen, aber man kann eben leider nicht alles spielen. Ich habe meine beliebtesten Lieder aus 20 Jahren, aktuelle Titel aus meiner Jubiläums-CD und dazu noch Medleys fix im Programm, dazu kommen dann noch die Zugaben, und die hat das Publikum bislang noch immer eingefordert (lacht).

Die aktuelle Tournee führte Dich auch nach Belgien, in die Niederlande und Dänemark – was lief da anders als im deutschsprachigen Raum?
Da gibt es nicht wirklich einen Unterschied. Außer dass wir in noch größeren Hallen spielen, weil mehr Leute zu den einzelnen Konzerten kommen. In Dänemark haben wir drei ausverkaufte Shows gespielt, in Belgien und in den Niederlanden je eine. Frankreich steht noch aus, in Strasbourg sind wir am Osterwochenende zu Gast. Die Stimmung ist überall großartig. Wobei mich in diesen Ländern natürlich besonders begeistert, dass das Publikum meine Lieder mitsingt und einfach nur Freude an der Musik hat, obwohl der Text von vielen ganz sicher gar nicht verstanden wird. Es sind die Melodien, die Fotos, die Filmeinspieler, das ganze Paket, das ankommt und die Leute trifft. Aber sind wir mal ehrlich, das geht uns doch bei Pop-Songs oft nicht anders, wer versteht schon alles auf Spanisch, Französisch oder Englisch?

Hast Du eine besondere Beziehung zu Dänemark?
In Dänemark hatte ich das erste Mal einen Nr1 Hit in einem nicht deutschsprachigen Land, ich bin dort vom ersten Tag an extrem herzlich empfangen worden, das sind Begegnungen und Erlebnisse, die man im Herzen trägt und nicht vergisst.

Du bist heuer fast das ganze Jahr auf Tour. Kommt die Familie da nicht zu kurz?
Ohne Fans gäbe es mich nicht im 21. Jahr als Sänger. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Über 20 Jahre haben mir die Fans nun schon die Treue gehalten und mich daheim in den Tiroler Bergen und auch auf Konzerten besucht, da fahre ich zum Jubiläum gerne zu Ihnen und feiere in ihrer Heimat. Außerdem habe ich mir das schon ganz gut eingeteilt, so dass ich übers Jahr auch ausreichend Freizeit habe, daheim und mit der Familie. Im Sommer spiele ich einzelne, ausgewählte Open Air-Konzerte und lasse es ein wenig ruhiger angehen, zum Jahresende gehen wir dann noch einmal auf Weihnachtstournee. Diesen besonderen, stimmungsvollen Ausklang habe ich mir gewünscht. Außerdem besucht mich die Familie auch auf Tour und meine Tochter Laura ist als Assistentin des Tourneemanagers seit der Premiere im Februar Teil der Crew. Sie macht ihren Job toll, und dass sie mit mir unterwegs ist, genieße ich sehr.

Was machtst Du gegen einen möglichen Lagerkoller auf Tour?
Lagerkoller? Das ist bei uns kein Thema. Für Langeweile ist unser Tourneealltag viel zu abwechslungsreich und wir machen es uns unterwegs so nett wie möglich. Wir treffen in den Tournee-Orten Freunde, schauen uns die Städte an, spielen im Bus Karten, gehen in der Freizeit Sporteln, wo es unterwegs möglich ist. Jeder wie er’s gerade mag. Die Mander vom Tiroler Echo begleiten mich jetzt schon im 18. Jahr, das ist schon wie eine Familie. Wir haben einfach eine Gaudi miteinander.

Wie lebt Hansi Hinterseer in Kitzbühel? Wirst Du von Fans und Fotografen belagert? Oder kannst Du noch in Ruhe einkaufen gehen.
Ich habe immer gesagt, bis hierhin und nicht weiter, habt Respekt vor meiner Privatsphäre. Die Fans akzeptieren das und auch mit den meisten Pressekollegen haben wir ein gutes Miteinander gefunden. Jeder muss selber wissen, wie viel Verantwortung er für seine Familie übernimmt. Ich poste ja auch nicht im Internet, dass ich jetzt zum Bäcker gehe oder so. Wer mich finden will, weiß, wo ich daheim in Kitzbühel gerne bin, und wenn jemand freundlich fragt, ein Autogramm zu schreiben oder ein Foto mit Fans zu machen, das gehört dazu und das mach ich auch gern.

Was halten eigentlich Deine Töchter von Deiner Musik?
Sie sind stolz auf ihren Vater und kennen sich gut aus mit der Musik im Allgemeinen. Ihre Meinung ist mir wichtig, denn sie haben einen guten Geschmack und auch ein gutes Gefühl, was zu mir passt. Wenn ich neue Lieder für eine Album CD suche oder ein Tournee-Programm wie das heurige zusammenstelle. Sie unterstützen mich sehr.

Du giltst als Held einer heilen Welt. Trägst Du noch Rebellisches in Dir?
Als Held würde ich mich nicht sehen, da haben Menschen schon ganz anderes geleistet. Und ich sprech‘ auch lieber von einer heilbaren Welt, einer Welt, die einem einfach gut tut, in der man sich wohl fühlt. Und was heißt rebellisch, also wenn mir etwas nicht passt oder gegen den Strich geht, dann halte ich mit meiner Meinung jedenfalls nicht hinter dem Berg. Aber ich hau auch nicht mehr gleich den Hut drauf, wenn es mal nicht so rund läuft. Der Sport war jedenfalls eine gute Schule.

Helene Fischer, Andrea Berg, Andreas Gabalier, Du, etc. – warum boomt Schlager aktuell wie nie zuvor?
Der Schlager war aus meiner Sicht nie weniger erfolgreich, die Medien machen aktuell einen Hype daraus, indem sie sich auf einzelne Künstler konzentrieren – das steht den Kollegen und mir natürlich gut zu Gesicht und verhilft der Branche insgesamt zu einer besseren Akzeptanz auch bei den Leuten und vor allem der jüngeren Generation, die mit dem Schlager und der Volkstümlichen Musik sonst eher wenig anfangen können. Dennoch geht die Tendenz bei vielen Radiosender und TV-Stationen ja leider in eine andere Richtung, obwohl die Nachfrage beim Publikum doch offenbar nach wie vor hoch ist. Es werden vor allem immer mehr TV-Shows aus dem Programm genommen, die volkstümlichen Schlager präsentieren, das ist schade fürs Publikum.

Trotzdem wird Schlager von vielen Kritikern belächelt…
Wenn jeder denselben Geschmack hätte, das wäre doch langweilig. Wenn einem die Musik nicht gefällt, dann kann man wegschalten. Mein Respekt gilt erstmal allen Kollegen gleichermaßen, egal aus welcher Musikrichtung. Mit konstruktiver Kritik kann ich gut leben, vor allem, wenn sich der Schreiber wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Wer selber auf der Bühne stand und auch das Publikum angehört hat, der weiß von was er schreibt. Obwohl viele dieser sogenannten Kritiker auf Skihütten und beim Oktoberfest die ersten sind, die auf den Bänken stehen und Mitsingen, wenn die Schlager gespielt werden.

Hubert von Goisern wird auf Ö3 gespielt – Deine Lieder nicht – ärgert Dich das?
Ich habe eh das große Glück, dass die Landessender meine Musik spielen und auch viele Private wie U1 Tirol oder Radio Grün-Weiss. Daher erreicht meine Musik die Leute, die sich dafür auch interessieren und sich mit meinen Liedern gut unterhalten fühlen. Das ist es doch, worauf es ankommt.

Was ist schwieriger: Singen oder Skifahren?

Das sind zwei Paar Stiefel… Wobei, die Bühnenbretter können ebenso rutschig sein wie die Skibrettln. Beim Singen wie beim Skifahren brauchst Du die richtige Balance und Lockerheit, aber auch Disziplin und Konzentration. Der Sport war eine gute Schule, auch weil ich früh gelernt habe mit Sieg und Niederlage umzugehen. Das liegt sehr nah beieinander. An dem einen Tag wirst Du bejubelt, am nächstem ist ein anderer die Nr1. Dazwischen liegt manchmal nicht mehr als ein Bruchteil einer Sekunde oder auch eine Chartplatzierung. Wichtig finde ich, dass man dazu steht, was man macht, dass man seiner Linie treu bleibt und nicht jedem Trend hinterherläuft. Wenn man nicht authentisch ist, kommt man nicht an. Dann schmeißt es einen und man ist aus dem Rennen, so oder so.

Hegst Du weitere TV-Pläne?
Wenn ein spannendes Angebot auf dem Tisch liegt, warum nicht. Ich lass mich überraschen.

Angeblich planst Du für Sommer eine Fanwanderung in Graz?
Da weißt Du mehr als ich. Ich werde im August in Graz und in Mörbisch Open Air Konzerte spielen und freue mich schon sehr darauf.

Du wurdest jüngst 60, siehst aber noch immer aus wie 30 …
Jetzt übertreib net! Ich fühl mich gut beieinander, aber es sind schon ein paar Jahre ins Land gegangen, seit ich mit dem Skifahren aufgehört und mit der Singerei angefangen habe. Und die möchte ich auch nicht missen, kein einziges, auch wenn‘ s nicht immer nur rund lief. Unterm Strich hab ich schon viel Glück gehabt und bin dem Herrgott dankbar für alles, was ich im Leben erreichen durfte. Ich würd mich freuen, wenn’s noch ein bissl so weitergeht. Denn ich habe Freude an dem, was ich alles machen darf und auch durch die Musik und den Sport schon alles erleben durfte.

Denkt man mit nun 60 schon mal ans Aufhören?

Darüber denk ich nicht nach. Wenn es an der Zeit ist, werd‘ ich das spüren und meine Konsequenzen ziehen, aber den Artikel zu meinem Bühnenabschied brauchst Du ganz sicher noch nicht zu verfassen. Solange die Leitln Freude mit mir und der Musik haben und ich von der Bühne die strahlenden Augen seh, bin ich gern dabei!



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