Top Story

Guns N’ Roses: Triumph vor Wien-Comeback

26 Hits in 146 Minuten, pünktlicher Beginn und das AC/DC-Cover Whole Lotta Rosie für Axls verstorbenen Hund. In Zürich lieferten Guns N’Roses gestern (07-JUN) die triumphale Vorschau auf ihr großes Wien-Comeback am 10-JUL im Happel-Stadion. Die WEGOTIT-Kritik.

Nur 4 Minuten Verspätung und das bei einer fast Kinderfasching-artigen geplanten Beginnzeit von 19.45 Uhr. Axl Rose, der früher gerne Mal seine Fans stundenlang warten ließ, zieht das Guns N Roses Comeback nach 49 USA- und Asien- Konzerten nun auch in Europa professionell durch. Die von Angus Young auf der letzten AC/DC-Tour eingeimpfte Disziplin als eine von vielen Überraschungen gestern (07-JUN) in Züricher Letzigrund Stadion beim ersten Reunions-Konzert nach 24 Jahren Pause in deutschsprachigen Raum. WEGOTIT war live dabei.

Vom Opener It’s So Easy bis zum Finale Paradise City waren Guns N’ Roses 166 extrem kurzweilige Minuten lang einmal mehr die größte Rockband der Welt. Axl ist zwar nach seinem geheilten Beinbruch längst wieder vom Thron geklettert, aber gerade deshalb der neue Kaiser des Hardrock: die verheerenden Misstöne der „Solo“-Tourneen von 2001 bis 2014 sind gänzlich weggeblasen. Die Stimme kräftig und endlich eines Rock-Shouters würdig. So gut klangen GNR noch nie! 50.000 Schweizer Fans feierten die große Auferstehung lautstark mit. Und das obwohl aufgrund des frühen Beginn mehr als zwei Drittel der Show bei vollem Tageslicht über die Bühne ging.

Vor allem beim Chinese Democracy-Hit This I Love und den ganz großen Hymnen wie Estranged, Coma oder November Rain, die jeweils um die 10 Minuten dauerten, traf er auch wieder die Hochtöner und sogar der legendäre Schlangentanz funktioniert trotz ein paar Kilo mehr auch wieder perfekt. Auch beim früher so obligate Dauersprint ins Sauerstoff-Zelt – beim letzten Österreich-Konzert am Schwarzlsee (29–JUN-2012) übrigens zum ersten Mal nach gestoppten 47 Sekunden (!) – hielt er sich im Letzigrund zurück: zwei, drei Atempausen – das war’s. Öfter tauchte er für Kostümwechsel unter der von Slash und Duff nur spärlich frequentierten Showtreppe ab: fünf verschiedene Lederjacken, vier unterschiedliche T-Shirts und ein stattliche Kollektion an Hüten.

Slash, von Axl zum legendären Godfather-Solo mit „A man who needs no introduction but gets one anyway….ladies and gentlemen: Slash“ vorgestellt, liebte es schlichter: Ein weißes T-Shit mit No- Future-Spruch und einer von Egon Schiele inspirierten Nackten mit gespreizten Beinen… Dafür lieferte er statt den sinnbefreiten Soli seiner vielen Ersatzmänner echte Riffs, die GNR anno 2017 so kompakt wie noch nie klingen lassen. Da steigt die Vorfreude auf die nun doch sehr wahrscheinliche Comeback-CD. Nur die Interaktion mit Axl war in Zürich überschaubar: meist gingen sich die beiden auf der 60 Meter breiten Bühne und dem vorgelagertem Steg aus dem Weg. Ganz anders Duff: der wurde von Axl immerhin mehrmals umarmt.

Die Setlist unterschied sich nur in Nuancen vom seit April 2016 erprobten US-Programm: Alle Hits (außer Patience), doch drei Songs von Chinese Democracy und der Pink-Floyd-Klassiker Wish You Were Here in Instrumental-Version. Dazu intonierte Axl auf Wunsch von Drummer Frank Ferrer statt Out to Get Me diesmal sogar My Michelle: „Ein Mann muss tun, was er tun muss!“

Wie schon seit dem Europa-Tourstart in Dublin war als Tribute für Chris Cornell auch das Soundgarden-Cover Black Hole Sun wieder mit dabei, allerdings ganz ohne Ansage. Und Duff stimmte diesmal den The-Damned-Klassiker New Rose an. Dazu gab’s die üblichen Show-Elemente: Hunderte Explosionen bei Live And Let Die und einen Feuerregen zu November Rain.

Die große Überraschung gab es dann bei den Zugaben. „Ich habe die ganze Show über an meine geliebte Hund-Dame gedacht. Die ist heute leider verstorben. Sie hieß Rosie und dieser Song ist für sie,“ erklärte Axl und ließ dann nicht irgendeinen Song vom Stapel, sondern gleich das AC/DC Cover Whole Lotta Rosie. Spätestens da kannten das sonst eher lasche Schweizer Publikum kein Halten mehr. Auch das vorzeitig intonierte Finale Paradise City – anders als zuletzt in Madrid gab es in Zürich nämlich “nur” drei und nicht vier Zugaben – wurde euphorisch gefeiert. Am 10-JUL dann auch im Wiener Happel-Stadion.

Das war die Setlist in Zürich (07-JUN-2017):
It’s So Easy
Mr. Brownstone
Chinese Democracy
Welcome To The Jungle
Double Talkin’ Jive
Better
Estranged
Live And Let Die (Wings Cover)
Rocket Queen
You Could Be Mine
New Rose (The Damned Cover)
This I Love
Civil War
Black Hole Sun (Soundgarden Cover)
Coma
The Godfather Theme
Sweet Child O’ Mine
My Michelle
Wish You Were Here (Pink Floyd Cover – instrumental)
November Rain
Knockin’ On Heavens Door (Bob Dylan Cover)
Nightrain
Zugaben:
Don’t Cry
Whole Lotta Rosie (AC/DC Cover)
Paradise City




Das könnte Dich auch interessieren
 

  • Marteria statt der Pummerin, die Live-Premiere der eXPERIENCE-Tour von U2 und legendäre Konzerte von Pink Floyd, Elvis und den Rolling Stones. Unter dem Titel Pop around the clock bringt 3Sat wie jedes Jahr auch heuer die große Silvester Konzert-Offensive. 22 Konzerte in 24 Stunden! Der WEGOTIT-Fahrplan:

  • Am 05-NOV feiert Supertramp Legende Roger Hodgson in der Stadthalle den 40. Geburtstag des Album-Klassikers Breakfast in America und stimmt dabei natürlich auch alle anderen Kult-Hits an. Von Dreamer bis It’s Raining Again. Das WEGOTIT-Interview über Konzert, Kino und Krisen.

  • 22 Hits, große Gesten und noch mehr Posen. Bon Jovi sind nach sechs jähriger Pause zurück auf den europäischen Bühnen. AM Freitag ließen sie 72.000 Fans in München ausflippen, am 17-JUL folgt Wien am 19-JUL Klagenfurt – die WEGOTIT-Kritik.

  • Roger Hodgson Wien, Stadthalle 05-NOV-2019