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Doherty war in Wien wieder voll von der Rolle

20 Minuten Verspätung, eine Rangelei mit Carl Barât und sechs Mikrofonständer, die er ins Publikum drosch! Pete Doherty ließt gestern (25-MAR) beim Wien-Debut seiner Libertines einmal mehr mit Skandalen als durch die Musik aufhorchen. Eine ebenso dissonante, wie sinnbefreite Britpop-Orgie von Schülerliga Niveau. Die WEGOTIT-Kritik.

“Carl, das ist nicht Deutschland. Das ist Österreich!” Die einzige richtige Aktion von Pete Doherty gestern (25-MAR) in der Wiener Stadthalle. Der Drogen- und Skandal-Rocker lieferte nach den Wiener Babyshambles-Eskaparden von 2013 nun auch beim Wien-Debut mit seiner wiedervereinten Kultband The Libertines den sinnbefreitesten Auftritt des Jahres: Gleich sechs Mal drosch er den Mikrofonständer ins Publikum. Ein Wunder, dass niemand dabei verletzt wurde! Einmal warf er die Gitarre nach. Dann ließ er wieder die Fans aus seinem Saftbecher trinken. Igit! Dazu gab’s eine (Spaß ?)-Rauferei mit Carl Barât, sinnlose Ansagen und Song-Widmungen (“Das ist für die Wild Cats von Vienna.”), eine ewig lange Wartepause vor den Zugaben und minutenlanges Herumkugeln am Bühnenboden. Einmal Junkie, immer Junkie!

Vom Opener Barbarians, der gleich mal mit 20 Minuten Verspätung starte, bis zum Finale rund um Don’t Look Back Into The Sun lieferte Doherty eine 105-Minütige Schauder-Show für knapp 5.000 Fans. Vorangegangen war das übliche Zittern: 8 Österreich-Konzerte hat er ja bereits abgesagt und so versuchten noch gestern Hunderte Fans via Facebook oder ebay ihre Tickets zu verkaufen. Doch letztendlich fand Doherty doch irgendwie den Weg auf die Bühne der Stadthalle. Los ging’s mit einem Kräftigen Schluck vom Orangensaft (Die Drogen!) und äußerster musikalischer Dissonanz.

Das erste Konzert-Drittel rund um Songs wie Heart of the Matter, Horrorshow oder Fame and Fortune schrammte Doherty bei nur selten aufflackerndem Bühnenlicht mit fast schon Bob-Dylan-artiger Vehemenz an seinen Bandkollegen vorbei. Ein musikalischer Leerlauf von Schülerliga-Niveau. Erst mit dem Unplugged-Hadern You’re My Waterloom auf extremst verstimmter Akustik-Gitarre hatte er seine musikalische Spur gefunden. Um nur wenig später angespornt von den Schlachtgesängen der Queens Park Rangers volle aus der Rolle zu fallen. Zu Death on the Stairs drosch er zum ersten Mal den Mikroständer ins Publikum, und ab The Good Old Days fast im Minutentakt. Ein Glück, dass es zu keine gröberen Verletzungen kam und ein Hohn, dass Ordner, Roadies und auch die Veranstalter da teilnahmslos zu sahen.

Von Carl Barât – auch nicht mehr ganz nüchtern – zur Rede gestellt, kam es zur kleinen Rangelei und fast 10-Minütigen Zugaben-Pause. Da fragten sich viele ob es das etwa schon gewesen sein und so zogen doch Hunderte fans vorzeitig von dannen. Eine durchaus weise Entscheidung. Denn bei den Zugaben liefert er musikalisch wieder Schonkost (Music When the Lights Go Out), dafür flogen gleich wieder die Mikrofon-Ständer. Nach 105 Minuten zog er sein T-Shirt aus und ging, den Bierbauch wippend, mit seine Bandkollegen Ringelreihe tanzend ab und der Spuk hatte endlich sein Ende.

Das war die Setlist in Wien (25-MAR-2016):
Barbarians
The Delaney
Heart of the Matter
Horrorshow
Fame and Fortune
Boys in the Band
The Milkman’s Horse
What Katie Did
Anthem for Doomed Youth
The Man Who Would Be King
You’re My Waterloo
Gunga Din
Can’t Stand Me Now
Queens Park Rangers Song
Vertigo
Death on the Stairs
Time for Heroes
The Good Old Days
Zugaben:
Music When the Lights Go Out
Up the Bracket
What A Waster
Don’t Look Back Into the Sun



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