Eine neue Queen CD mit unveröffentlichtem Freddie Mercury Songs und Michael Jackson als Stargast. Zwei Las Vegas-Konzerte mit Adam Lambert und die Akustik-Tournee mit Kerry Ellis. Im WEGOTIT Interview verrät Brian May die Queen-Pläne!
Nach Paul Rodgers oder Adam Lambert spielen Sie nun mit Kerry Ellis. Wie kam’s zu der Zusammenarbeit?
Brian May: Wir kennen uns bereits seit 11 Jahren, haben auch schon jede Menge Songs aufgenommen und doch einige Konzerte gespielt. Wir haben für das Anthems Album eine große Tour gemacht und letztes Jahr haben wir beschlossen, das wir eine Akustik-Tour spielen wollen. Dieses pure Unplugged-Feeling passte zu den Songs die wie gerade aufgenommen haben. Für mich ist das ein Schritt zurück zu den Wurzeln, denn ich habe ja eigentlich als Begleit-Gitarrist begonnen. Für Kerrys großartige Stimme ist es gut wenn die Musik nicht zu überladen ist. Der Song ist König. Es geht nur darum die Songs gut zu spielen. Keiner von uns mag den Bombast, wir wollen das Herz und die Reinheit der Songs finden. Damit waren wir letztes Jahr schon auf Tour und dann kamen viele Tweets: Warum spielt ihr das nicht auch in Europa? Und das machen wir nun. Das ist ein unbekanntes Territorium. Wir wissen auch nicht wie viele Tickets wir dafür verkaufen können, weil ja das Album noch gar nicht am Markt ist. Es ist also ein kleines Risiko dabei.
Apropos Risiko: Miss Ellis hatten sie Angst, als Brian meinte, dass sie nun gemeinsam auf Tour gehen?
Brian: Das ist doch kein Risiko. (lacht)
Kerry Ellis: Wie Brian schon sagte, wir arbeiten ja schon seit 11 Jahren zusammen.
Eine Tour ist aber doch etwas anderes als im Studio zu arbeiten?
Kerry Ellis: Wir haben ja schon lange zusammengespielt bevor wir überhaupt die ersten Songs aufgenommen haben. Brian hat ja auch oft beim Musical We Will Rock You mitgespielt, also wussten wir was uns erwartet. Unsere erste Show war 2008 und das war schon
Nervenaufreibend. All die Erwartungen ob ich es wert bin und als gleichberechtigter Partner angesehen werde. Das ging an die Nieren. Aber jetzt ist der große Spaß, weil wir eben schon ein eingespieltes Team sind. Ich kann das nun total genießen und haben keine Angst mehr.
Wer sucht eigentlich die Songs fürs Live-Programm aus?
Brian: Wir beide. Wir suchen uns die Songs aus, die wir mögen. Kerry ist eine grandiose und erfahrene Sängerin. Zwar nicht unbedingt im Pop-Gefilde, aber sie hat schon Tausende Musical-Shows gesungen. Am Westend und am Broadway. Doch das ist nun für uns beide Neuland. In England, und das war auch die Idee dahinter, haben wirklich nur ganz kleine Venues gespeilt. Kirchen oder Mini-Hallen. Doch als wir hier die große Bühne in Klagenfurt gesehen haben dachten wir: “Wow, jetzt sind wir wirklich groß geworden” Aber das ist großartig. Die Show scheint gut anzukommen. Klar haben wir sie nun ein bisschen adaptiert.
Sie ändern ja auch stets die Setlist…
Brian May: Ja. Oft.
Kerry Ellis: In Europa spielen wir andere Sachen, als in England. Auch weil hier kaum wer meine Musical-Karriere kennt. Und deshalb spielen wir nun auch ein bisschen mehr Queen Songs und ein paar Überraschungen.
Sie spielen live doch sehr viele Coverversionen: Von Beatles über Elvis bis Dylan…
Brian May: Ja. Das sind Songs die wir gerne spielen und die auch zum Stil der Show passen. Wir können nun Songs aus allen Genres interpretieren und alles macht irgendwie Sinn. Die Beatles sind natürlich dabei. Aber wir haben ein großes Spektrum: Von Barbra Streisand bis Queen oder Kansas. Es gibt natürlich ein paar Queen-Songs. Wir wollten da schon weniger spielen, aber gerade für Europa, wo wir diese Show ja zum ersten Mal spielen, dachten wir, dass sich die Fans darauf freuen werden.
Sie spielen die Queen Songs aber schon noch gerne?
Brian May: Oh ja (seufzt). Das macht Spaß.
Kerry Ellis: Wir spielen sie immer ein bisschen anders. Auch weil wir ja offensichtlich nicht Roger und John dabei haben. Es ist also nicht der gewohnte Bombast-Sound, sondern unsere ganz eigene Interpretation. Den Fans gefällt es jedenfalls. Alle singen mit. Und das ist schön.
Apropos Queen: Werden sie je wieder live auftreten?
Brian May: Es ist natürlich umstritten, ob wir je wieder Queen sein können. Ist das denn noch Queen, ohne Freddie und John? Möglicherweise nicht! Aber es ist etwas das direkt mit Queen verbunden ist, denn wir sind ja noch die selben. Also können wir an und ab dieses “Ding”, was auch immer es ist, machen. Ich spüre aber nicht das Verlangen es noch sehr oft zu machen. Denn das Leben muss weitergeben und mir gefällt was ich hier mit Kerry gerade mache. Das ist sehr spontan, während es bei Queen immer diese riesigen Erwartungen gibt und die Vergangenheit so schwer auf meinen Schultern liegt. Hier kann ich Queen Songs spielen, oder eben auch nicht. Da gibt’s keine Druck. Doch wenn am Plakat “Queen” steht, dann müssen die Songs auch nach Queen klingen.
Wenn Sie auf dieser Akustik-Tour ihre Red Special auspacken, dann klingt’s ja schon mal nach Queen…
Brian May: Vielleicht ein bisschen (lacht). Ich spiele jetzt doch etwas mehr Elektrisch als noch im Herbst. Das ist ein Instinkt.
Kerry Ellis: Wir haben die Show etwas erweitert, weil wir ja auch schon im Herbst gespielt haben und den Fans nun nicht das Gefühl geben wollten, dass sie nun exakt das gleiche kriegen. Jede Show ist und einzigartig und speziell. Und die Fans lieben es wenn Brian zur Red Special greift.
Miss Ellis, haben sie Gänsehaut wenn sie diese Queen-Hymnen singen?
Kerry Ellis: Das schwerste ist die Fans zu überzeugen, denn die kennen ja all die Songs und sind eine gewisse Interpretation gewöhnt. Die müssen sich nun erst einmal an mich und meine Interpretationen gewöhnen. Doch das funktioniert ganz gut.
Ist Brian May & Kerry Ellis ein Langzeit-Projekt?
Brian May: Wir müssen eine kleine Pause einlegen..
Kerry Ellis: …da ich schwanger bin, gibt’s ein paar Monate Auszeit.
Brian May: Es könnte sein. Ich hoffe es. Wir haben für uns eine nette Nische gefunden. Das ist großartig. Die Leute verstehen worum es uns geht. Ein gutes Gefühl. Ein Gefühl des Wachstums. Ein Schneeball-Effekt.
Mr May sind sind extrem umtriebig: die Rettung der Dachse, ein bisschen Politik, die Tour mit Kerry, Queen + Adam Lambert… Gönnen Sie sich denn gar keine Pause um all den Ruhm und die Millionen zu genießen?
Brian May: Ich gönne mir fast keine Zeit zum relaxen. Das ist möglicherweise ein Fehler. Aber es gibt soviel zu tun! Diese Tour ist ein sehr angenehmer Teil meines Lebens, auch weil ich mich nur auf das konzentriere und nicht wie sonst fünf Dinge gleichzeitig mache. Jetzt mache ich nur das. Und denke auch nur an das. Das ist ein guter Fokus. Aber danach kümmere ich mich wieder um Dachse, Füchse, politisches Lobbying und solche Sachen. Dazu kommt bald ein neues Buch über Stereo-Fotografie. Und ein bisschen Astronomie. Dazu versuche ich ein guter Vater zu sein und Großvater. Und Ehemann. Mein Leben ist ziemlich ausgefüllt.
Wissen ihre Enkelkinder eigentlich welch Superstar Sie sind?
Brian May: Ein bisschen (schmunzelt) Sie können aber natürlich We Will Rock You singen. Jedes Kind kann das.
Apropos We Will Rock You: Wie spielt man das ohne Schlagzeug?
Brian May: Das ist einfach, weil ja auch im Original eigentlich kein Schlagzeug dabei ist. Auch auf der CD nicht. Wir müssen es jetzt live nur schaffen, dass das Publikum mitstampft. Und das klappt. Und das war auch die Ur-Idee von We Will Rock You: Da ging es um Publikums-Beteiligung und nicht darum, dass man das einfach nur spielt. Es hängt dann immer vom Boden ab wie gut es klingt. Beton taugt da wenig (lacht)
Roger Taylor hat nun endlich sein Solo-Album fertig? Haben Sie’s schon gehört?
Brian: Leider nein. Er gab mir nur die Erlaubnis, dass ich das twittern darf und damit habe ich eine Lawine losgelöst.
Ihre Queen-Pläne, abgesehen von den beiden Adam Lambert-Konzerten im September?
Brian May: Zwei Konzerte? Echt. Vielleicht sind das zwei unterschiedliche Varianten. Nicht wirklich. Wir wollten eine TV-Show in England auf die Beine stellen, aber das wird leider nichts. Aber es wird ein neues Queen-Album geben: ein Compilation Album das kein Greatest Hits Album ist. Daran arbeiten wir nun schon seit einiger Zeit und da wird es wohl auch einige unveröffentlichte Songs geben, die noch niemand gehört hat. Mit Freddie als Sänger. Wir haben da noch ein paar Songs und Fragmente gefunden. Auch seine Aufnahmen mit Michael Jackson. Daran arbeiten wir nun schon seit einiger Zeit
In den 90ern wollten Sie von Queen eigentlich nichts mehr wissen…
Brian May: Das stimmt. Als wir Freddie verloren haben wollte ich damit nichts mehr zu tun haben. Ich wollte einfach nur davon laufen. Ich habe allen gesagt, dass ich nie wieder darüber sprechen will, weil der Schmerz einfach zu groß war. Ich habe das gebraucht um alles zu verarbeiten. Um weiterleben zu können. Aber jetzt geht’s mir gut mit meiner Queen-Vergangenheit. Ich bin stolz und glücklich über alles was wir erreicht haben. Andererseits bin ich aber auch froh, dass sich mein Leben nicht nur auf Queen reduziert.