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Adele: So genial war der Tourstart in Belfast

18 Hits im Gänsehaut-Setting, eine Bombast-Show ganz ohne Kostümwechsel und schimpfen wie ein Rohrspatz. Adele bestätigte gestern (29-Feb) beim Tourstart in Belfast ihren absoluten Ausnahme-Status: Die Pop-Tournee des Jahres, die trotz 49 Europa-Konzerte nicht in Österreich Station macht. Die WEGOTIT-Kritik.

“Ich habe mir fast in die Hose geschissen vor Angst als ich diesen Scheiss-Aufzug zur Scheiss-B-Stage hochgefahren bin. Das war eine beschissene Idee.” Schon mit der Eröffnungs-Ansage hatte Adele gestern (29-FEB) beim Tourstart in Belfast nicht nur ihren Ruf als größter Rohrspatz des Pop bestätigt, sondern auch gleich alle 13.500 Besucher (60% Frauen) in der SSE Arena auf ihrer Seite. So offen und so leidenschaftlich trägt niemand das Herz auf der Zunge. Und so genial ist heuer wohl auch keine Pop-Show mehr. Adele bestätigte mit dem ersten von 105 Konzerte nach fast fünfjähriger Pause ihren absoluten Ausnahme-Status und rechtfertigte auch die Schwarzmarktpreise von bis zu 500 Euro.

Vom Opener Hello, zu dem zuerst ihre seit Einlass auf die Bühne projiziertes Augen zu zwinkern begannen und Adele dann auf besagter B-Stage in Mitten der Fans loslegte, bis zum von Konfetti-Salven begleitete Finale Rolling in the Deep lieferte die 25-Chart-Queen einem Stimmen- und Gag-Feuerwerk das seinesgleichen sucht.

Bei ständigen Publikums-Zuwinken lieferte sie zu Welthits wie Rumour Has It, Skyfall oder Set Fire to the Rain derbe Sprüche von Wiener Fiakerkutscher Niveau. “ich wachte heute mit einer Stimme wie Arnold Schwarzenegger auf. Weil ich vor lauter Schiss vergessen habe die Aircondition in meinem Hotel abzuschalten”, erklärte sie nach den Publikums-Favorit One and Only, dazu beschimpfte sie die betuchten-Logen-Besitzer als “reiche Fuckers” und erzählte freiherzig von ihren Backstage-Oscar-Erlebnis “Da ging ich schnell mal aufs Klo für meinen Sohn Milch pumpen. Neben mir tat Jennifer Garner das gleiche.”

Freute sie sich vor Skyfall über die aktuellen Oscar-Siege von Pop-Kollegen Sam Hunt und Leonardo DiCaprio (“Ich habe ihm vorher eine Twitter-Message geschickt. Wahrscheinlich hat er nur deshalb gewonnen”), so lieferte sie rund um Send My Love einen grandioses Unplugged-Set und luchste zu Someone Like You einem Pärchen den Hochzeits-Antrag ab. “Aber bei mir muss die Frau um die Hand des Mannes anhalten.”

Sorgte die fast 15-köpfige Band Band, alle voran der Schlagzeuger bei den Up-Tempi-Songs machmal für gar zu plumpe Discorhythmen, so war Adeles Stimme selbst, von auf einem Minitischchen bereitgestellten Tee gestärkt, über alle Zweifel erhaben. Vor allem beim Bob Dylan Cover Make You Feel My Love, der Live-Premiere von Sweetest Devotion
und bei Send My Love (to Your New Lover) setzte sie neue Maßstäbe. Mit der Show sowieso: Als Kulisse auf der Hauptbühne diente ein Hausgroßer Fernsehschirm, auf dem sie nicht nur die Sehenswürdigkeiten Belfasts (Hometown Glory), sondern auch ihr herzigen Jugend-Fotos (When We Were Young) zeigte. Auf der B-Bühne gab es eine würfelförmigen Schleiervorhang (Chasing Pavements) und, zu Set Fire to the Rain, sogar eine Wasserfall. Noch erfrischender: Adele verzichtete anders als ihre Pop-Kolleginnen auf die große Kostümrevue und rockte die komplette 110 Minuten-Show in einem einzigen Outfit.

Die Pop-Show des Jahres, bis 15-JUN gastiert Adele damit noch 48 Mal in Europa. Nur leider nicht in Österreich. Da heimische Veranstalter lieber zum x-ten Mal Volbeat, Korn oder Billy Talent holen bleibt Adele-Fans nur die Reise ins benachbarte Ausland. Etwa nach Berlin (07. & 08-MAI), Hamburg (10. & 11-MAI), Köln (14. & 15-MAI) oder Verona (28. & 29-MAI)

Das war die Setlist in Belfast (29-FEB-2016):
Hello
Hometown Glory
One and Only
Rumour Has It
Water Under the Bridge
I Miss You
Skyfall
Million Years Ago
Don’t You Remember
Send My Love (to Your New Lover)
Make You Feel My Love (Bob Dylan Cover)
Sweetest Devotion
Chasing Pavements
Someone Like You
Set Fire to the Rain
Zugaben:
All I Ask
When We Were Young
Rolling in the Deep






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