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AC/DC: so teuflisch war der Tourstart

Die selben Songs wie beim Coachella,  die üblichen Gags und eine schwächere Show als 2010  – AC/DC setzten gestern (05-MAI) beim Tourstart in Arnhem auf Nummer sicher und ließen bei der Generalprobe für ihr Rekord-Konzert in Spielberg (14-MAI) erste Alterserscheinung erkennen. Die WEGOTIT-Kritik.

Nach fünfjähriger Tourpause und den beiden Warm-Up-Konzerten beim Coachella Festival sind die Hardrock-Götter wieder “Ready To Rock”. Gestern (05-MAI) ging im GelreDome von Arnhem vor 41.000 Fans (ausverkauft, Schwarzmarktpreise bis 250 Euro) der Tourstart und somit die Generalprobe für Spielberg über die Bühne. Die Songs waren dabei die Selben wie beim Coachella  – nur die Reihenfolge wurde geändert und auch die Show etwas aufgefettet. WEGOTIT war live dabei.

Überpünktlich um 20.45 Uhr startete ein Weltraumfilmchen das Höllenspektakel: die Amerikaner landen 1969 am Mond. Doch AC/DC waren schon da – und stürzen als Komet zur Erde. Durch den GelreDome hallt eine ohrenbetäubende Explosion und die Herren Angus Young, Brian Johnson, Stevie Young, Chris Slade und Cliff Williams legen ohne jegliches Brimborium mit Rock Or Bust los. Kein Vergleich zum beeindruckenden Rock N’ Roll Train Intro von 2009/10 mit der überdimensionalen Dampflok.

Doch generell fuhren AC/DC in Arnhem auf Sparflamme und lieferten nur einen müden, zeitweise sogar belanglosen Abklatsch vergangener Tourneen. Der Schmäh ist gänzlich raus und auch in Punkto Effekte hinkt die Rock Or Bust Show weit hinter Black Ice her: die Bühne wirkt wie eine billige, bloß durch Teufelshörner aufgemotzte, Kopie des 14 On Fire Settings der Rolling Stones, Angus’ Strip blieb gänzlich aus – ebenso Brians Schwung am Glockenseil. Dafür gab’s sinnentleerte Ansagen (“Oki Doki”), extrem nervige Pausen zwischen den Songs und einen schauderhaften Sound.

“Wer schon mal bei AC/DC war: Willkommen zurück. Alle Neulingen heiße ich herzlich willkommen. Die Party startet jetzt,” erklärte Johnson zu Shoot to Thrill, konnte aber dann nicht wirklich Wort halten. Trotz Megaeuphorie der 41.000 Fans waren erste Alterserscheinungen zu erkennen. Vor allem die langen Pausen zwischen den Songs (Sauerstoffzelt?) waren eher nervig, dazu alterte Angus Young während der 105 Konzertminuten um gefühlte 20 Jahre.

Bei Hell Ain’t a Bad Place to Be watschelte Angus erstmals im legendären Entengang über die mächtige, aber trotzdem unspektakuläre Bühne, während Stevie Young seinen Demenz-erkrankten Onkel Malcom nicht nur bei Back in Black würdevoll ersetzte. Auch Drummer Chris Slade (springt diese Tour für den unter Mordverdacht stehenden Phil Rudd ein) leiste seine Sache mit Bravour. Kein Wunder: 14 der 20 Songs standen auch schon bei der von ihm getrommelten Razors Edge Tour 1990/1991 am Programm.

Nach der Mitgröhlyhme Dirty Deeds Done Dirt Cheap, dem umjubelten Klassiker Thunderstruck und Rock N’ Roll Train, wo das witzige 2009er Tour Videos leider außen vor blieb, senkte sich die überdimensionale Glocke von fast schon Pummerin Dimension von der Bühnen-Decke. Der immerwährende Showgag zum Überhit Hells Bells. Auch im 35. Dienstjahr noch immer der größte Publikums-Favorit: ganz Holland war nun am Headbangen. Nur Brian Johnson ließ seinen Stunt am Glockenseil aus.

Mit Baptism by Fire stimmte man den Dritten und Letzten aktuellen Song an, ehe man mit dem 1980er Klassiker You Shook Me All Night Long für den Angus die Jacke seiner Schuluniform ablegte, ganz tief in die ruhmreiche Vergangenheit abtauchte: Shot Down in Flames, Have a Drink on Me, T.N.T. und Whole Lotta Rosie, wo natürlich wieder eine riesige aufblasbare Porno-Puppe im Bühnenhintergrund mitwippte.

Zum Finale Let There Be Rock, das auf 17 Minuten ausgedehnt wurde, hatte dann Angus seinen ganz großen Auftritt: im legendären Entenschritt tobte er auf einem 20 Meter Steg rum, ließ sich dann auf einer Hydraulik-Plattform in 10 Meter Höhe hieven und solierte am Boden liegend bis die Funken sprühten – und das im wahrsten Sinne: zum Finale des ausufernden Soli wurden Feuerwerk und die Konfetti-Kanone gezündet. Nur der Strip blieb aus: erstmals zeigte Angus den Fans nicht die sonst mit National-Flagge verzierte Unterhose.

Als Zugabe dröhnten dann noch die zwei größten Klassiker durch den GelreDome: Highway to Hell, bei dem Angus Teufelshörner trug, und For Those About to Rock (We Salute You). Dazu gab’s natürlich Dutzende Kanonen-Salven. Denn zum bewährten Finale ließen AC/DC, wie schon seit 1981 üblich, wieder sechs Kanonen auffahren. Am 14-MAI dann auch in Spielberg.

Das war die Setlist in Arnhem (05-MAY-2015):
Rock or Bust
Shoot to Thrill
Hell Ain’t a Bad Place to Be
Back in Black
Play Ball
Dirty Deeds Done Dirt Cheap
Thunderstruck
High Voltage
Rock ‘n’ Roll Train
Hells Bells
Baptism by Fire
You Shook Me All Night Long
Sin City
Shot Down in Flames
Have a Drink on Me
T.N.T.
Whole Lotta Rosie
Let There Be Rock
Zugaben:
Highway to Hell
For Those About to Rock (We Salute You)



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